Der Niedersächsische Heimatbund e. V. (NHB) führt seit dem 1. August 2018 das Projekt W i N – Wege in Niedersachsen durch. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU) fördert diese Bemühungen des NHB mit 111.000 Euro. Wichtig Kooperationspartner für das Projekt hat der NHB in der Allianz Ländlicher Raum. Diese besteht neben dem NHB aus dem Niedersächsischen Landkreistag (NLT), dem Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB) und der Akademie für den Ländlichen Raum (ALR). Über die Allianz hinaus wird das Projekt von der Ge-Komm GmbH I Gesellschaft für kommunale Infrastruktur sowie dem Büro Kon-Sys für umweltpsychologische Beratungsdienstleitungen unterstützt.
Ein einfacher Feldweg – und dennoch können um ihn widerstreitende Interessen zu einem ausgewachsenen Konflikt führen. Denn er wird nicht nur von der Landwirtschaft als Zuwegung genutzt, sondern dient der regionalen Bevölkerung und den Touristen zur Erholung in der Natur – sei es zu Fuß, mit dem Rad oder im Pferdeland Niedersachsen hoch zu Ross. Die ländlichen Wege strukturieren die Kulturlandschaft und machen sie erreichbar. Wege sind zudem von hoher Bedeutung für den Naturschutz und die biologische Vielfalt: Wegraine sind mit ihren Kräutern und Blühpflanzen, mit Insekten und Kleintieren wichtige Biotope, feuchte Seitengräben Lebensraum für Frosch und Molch, Hecken und Bäume Brutplätze für Vögel. Wege sind somit vielen Bedürfnissen und Ansprüchen ausgesetzt, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen.
Seit Juli 2020 ist das Projekt W i N als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichent. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen. Weitere Informationen zur UN Dekade finden sich unter: http://www.undekade-biologischevielfalt.de
Das Projekt hat zum einen die breite Sensibilisierung für einen gerechten Umgang mit Wegen in Feld und Flur zum Ziel. Zum anderen soll exemplarisch ein Zukunftskonzept für die landwirtschaftlichen Wege entwickelt werden, das Wirtschaftlichkeit und den Schutz der biologischen Vielfalt zusammenbringt. Dieses Zukunftskonzept wird mittels eines integrativen Dialogprozesses in einer Modellregion in Niedersachsen entstehen und Lösungen für die Herausforderungen und die Probleme des ländlichen Wegenetzes finden.
„Wir wollen eine Modellregion finden, in der mit Hilfe der kommunalen Verwaltung Runde Tische mit allen Beteiligten nach gemeinsamen Lösungen suchen“, skizziert NHB-Präsident Prof. Dr. Hansjörg Küster das Projekt. „Für einen solchen integrativen Dialogprozess ist der NHB besonders qualifiziert, denn im Heimatbund bündeln sich die unterschiedlichen Interessen wie Naturschutz, Landwirtschaft, Verwaltung oder des Tourismus“, begründet Bingo-Stiftungsgeschäftsführer Karsten Behr die Förderung durch die NBU.
Das Projekt strebt Ergebnisse auf zwei Ebenen an: Zum einen soll in einer Modellregion ein Konzept für ein Wegenetz entwickelt werden, zum anderen soll ein Kommunikationskonzept zeigen, wie in einer Region Gespräche mit Aussicht auf Erfolg geführt werden können. Der NHB kann sich auf die große Koalition in Niedersachsen berufen: SPD und CDU wollen laut Koalitionsvertrag von 2017 „ein Zukunftskonzept für die dringend notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung, Ertüchtigung und zum Ausbau des Wirtschaftswegenetzes“ entwickeln.
Das Zukunftskonzept, das im Zuge von W i N erstellt wird, bietet als Wirtschaftswege- und Biotopverbundkonzept Lösungen sowohl für die Wirtschaftlichkeit der Wegeunterhaltung als auch für den Naturschutz und den Schutz der Biodiversität. Über eine Bestandsaufnahme werden sowohl das Wegenetz und als auch die Wegraine erfasst. Anschließend wird ermittelt, wie das Wegenetz zukünftig strukturiert und einzelne Wege klassifiziert werden, und welche Wegraine für den Erhalt der Biologischen Vielfalt und den Biotopverbund eine besondere Bedeutung haben. Bei der Ermittlung werden lokale Experten und Multiplikatoren sowie die lokale Bevölkerung eingebunden, um ein Verständnis für die gegenseitigen Interessen zu schaffen und die Akzeptanz für die geplanten Maßnahmen im Wegebau und Naturschutz zu stärken.