Jeden Monat wählt der NHB aus den erfassten Alleen der Alleen-Datenbank eine besondere Allee, die sie mit dem Titel „Allee des Monats" kürt. Auch können Alleefreundinnen und Alleefreunde Vorschläge zu besonderen Alleen machen, die gerne berücksichtigt werden.
Allee des Monats Oktober 2024: Die Lindenallee der Grünewaldstraße ist in Gefahr
Die Lindenallee entlang der Grünewaldstraße in Braunschweig wird diesen Monat zur Allee des Monats gekürt, doch ihre Zukunft ist ungewiss. Die Deutsche Bahn plant, den Bahnübergang an der Grünewaldstraße zu erneuern, was massive bauliche Eingriffe nach sich ziehen könnte. Diese Pläne bedrohen nicht nur das Erscheinungsbild der Allee, sondern auch ihre ökologische Funktion als Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Die Allee besteht aus einer Reihe Silber-, Krim- und Holländischen Linden, die zwischen 30 und 90 Jahren alt sind und sich zwischen dem Bahnübergang und der Liebermannstraße/ Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld erstreckt. Das ehemalige Luftflottenkommando genießt Ensembleschutz. Leider ist die Allee aktuell nicht mit in diesen Schutz eingeschlossen, denn, zusammen mit den Buchen auf der gegenüberliegenden Seite, die auf dem Gelände des ehemaligen Luftflottenkommandos stehen, bilden sie über dem Radweg und dem historischen Kopfsteinpflaster ein geschlossenes Kronendach. Dieser grüne Korridor dient als wertvoller Nahrungs- und Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie die Bekassine, den Raubwürger und das Braunkehlchen sowie Kleinsäuger. Darüber hinaus fungiert die Allee als geschützter Korridor für Fledermäuse, die die Bäume zur Orientierung nutzen. Zudem stellt sie eine wichtige Verbindung zwischen den grünen Flächen des angrenzenden „Nußbergareales“ und dem Naturschutzgebiet „Riddagshausen“ dar, wodurch die Biodiversität in der Region gefördert wird.
Zusätzlich zu den ökologischen Aspekten spielt die Allee eine wichtige Rolle für die Naherholung der Braunschweiger Bürger und als Schulweg für hunderte Kinder und Jugendliche, die täglich diesen geschützten Weg nutzen. Die ursprünglich geplanten Bauprojekte sahen vor, den Bahnübergang entweder durch eine Über- oder eine Unterführung zu erneuern. Der Bau eines 235 m langen Betontroges mit bis zu 5,10 m hohen Seitenwänden könnte nach aktuellen Angaben bis zu 10 Jahre in Anspruch nehmen, was eine erhebliche Beeinträchtigung für die Anwohner und die Natur bedeuten würde. Zudem müsste ein Teil des historischen Pflastersteinweges sowie die komplette Baumreihe im öffentlichen Raum entfernt werden. Diese tiefgreifenden Veränderungen gefährden nicht nur das Erscheinungsbild der Allee, sondern auch den Bestand vieler alter Bäume in den angrenzenden privaten Gärten, die durch die Veränderung des Grundwasserspiegels nach und nach absterben könnten.
Es wurden jedoch auch Alternativen geprüft, die weniger invasive Eingriffe erfordern und eine kürzere Bauzeit versprechen. Dazu zählt eine "Nulllösung", bei der der bestehende Bahnübergang beibehalten, aber durch erneuerte Schranken und kürzere Schließzeiten optimiert wird. Diese Ansätze könnten sowohl den Schutz der Allee als auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleisten.
Fotos: Heiderose Wanzelius, Dr. Michael Strohbach, Archiv
Das schwere Los der Kastanie – Kastanienallee bei Holle in Hildesheim wird Allee des Monats September 2024
Der September steht vor der Tür und bringt allmählich den Herbst nach Deutschland. Schon bald werden sich die Blätter der Bäume von saftigem Grün in ein tiefes Rot oder leuchtendes Gelb verfärben und schließlich zu Boden fallen. Doch eine Baumart zeigt in vielen Regionen Niedersachsens bereits frühzeitig bräunlich-fleckige und zerstörte Blätter: die Kastanie.
Die Kastanie ist oft gleich zweifach gefährdet: Zum einen durch die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) und zum anderen durch die dadurch erhöhte Anfälligkeit für die Blattbräune (Guignardia aesculi). Die Blattbräune ist eine pilzliche Blattfleckenkrankheit, die unregelmäßige, gelbrandige Flecken verursacht und zu vorzeitigem Blattfall sowie einem erhöhten Frostschadensrisiko im Winter führt. Die Rosskastanienminiermotte dagegen legt ihre Eier auf den Blättern ab, und die geschlüpften Larven fressen sich durch das Blattinnere, was ebenfalls eine frühzeitige Verfärbung und den Blattverlust bereits im August und Anfang September zur Folge hat. Sowohl die Puppen der Motten als auch die Fruchtkörper des Pilzes überwintern auf den abgefallenen Blättern und sorgen dann im folgenden Frühjahr für erneuten Befall und weitere Infektionen.
So auch die Allee des Monats September, eine rund 100 Jahre alte Kastanienallee in Holle, an der östlichen Schloßstraße. Südlich vom Schloss Derneburg führt sie direkt auf das Schlossgelände. Als Naturdenkmal ist sie von großem Schutzwert, doch leider ebenfalls stark durch die Kastanienminiermotte gefährdet.
Um dagegen vorzugehen, gibt es in Niedersachsen jährlich die Möglichkeit, an regionalen oder bundesweiten Sammelaktionen teilzunehmen. So riefen die Bewohner*innen der Gemeinde Holle bereits Anfang des Jahres zur großen Sammelaktion des befallenen Laubes auf.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bekämpft seit 2005 ebenfalls die deutschlandweit verbreitete Kastanienminiermotte durch das Sammeln und Verbrennen des Herbstlaubs, mit sichtbarem Erfolg. So findet jährlich der Aktionstag „Rettet die Kastanien“ statt, welcher dieses Jahr am 09. November ist. Das große Sammeln beginnt aber bereits Ende Oktober und jede helfende Hand ist willkommen.
Wer also kann, sollte helfen – jede gesammelte Tüte Laub zählt!
Fotos: Paloma Klages und Ansgar Hoppe
Die gefährdete Ross-Kastanien-Allee in Braunlage wird Allee des Monats August 2024
Die Herzog-Johann-Albrecht-Straße in Braunlage spielte eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung. Als das einstige „Waldarbeiterdorf“ begann, sich zu einem Kurort zu wandeln, wurde neben dem Bau von Hotels und Villen auch die Planung für breite Straßen mit Fußwegen und schattenspendenden Bäumen vorangetrieben. Entlang der Straße erstreckte sich eine markante Allee, die das städtische Viertel seit etwa 1920 prägte und sich über rund 1.200 Meter erstreckte. Eine Wohlfühloase vieler Anwohner.
Diese Allee gliederte sich in einen etwa 350 Meter langen Abschnitt mit Winter-Linden und einen rund 850 Meter langen Abschnitt mit Ross-Kastanien. Im Jahr 2020 wurden jedoch 33 Linden im Rahmen eines Straßenausbaus gefällt, wobei nur eine erhalten blieb. Die nachträglichen 15 Neupflanzungen wurden willkürlich angeordnet und konnten den charakteristischen Charme der Allee nicht bewahren. Ein einfaches Neupflanzen in dieser Anzahl reicht außerdem lange nicht aus, um die verloren gegangenen ökologischen Leistungen mehrerer nahezu 100 Jahre alter Bäume auch nur ansatzweise zu kompensieren. So wirken sie an dieser Stelle wie ein Tropfen auf heißem Stein.
Ab der Kreuzung Bismarckstraße bilden rund 66 große Ross-Kastanien seit etwa 100 Jahren das markante Erscheinungsbild des „Jermersteinviertels“. Dieser Abschnitt ist jedoch ebenfalls gefährdet: Durch Trockenstress wurden 2023 bereits drei Kastanien gefällt, ohne dass Ersatzpflanzungen vorgenommen wurden, was zu unschönen Lücken führte. Diese Sorgen nun dafür, dass auch dort allmählich das charakteristische Aussehen der Allee verloren geht.
In Niedersachsen gibt es bislang keinen landesweiten Schutz für Alleen. Sie können lediglich durch Satzungen oder Verordnungen als geschützte Landschaftsbestandteile oder durch Ausweisung als Naturdenkmale unter Schutz gestellt werden. Dieser Fall verdeutlicht die Notwendigkeit eines rechtlichen Schutzes: Ohne entsprechende Schutzsatzungen bleibt der Erhalt von Alleen auf das Wohlwollen der zuständigen Stellen angewiesen, was häufig zu unzureichenden oder ausbleibenden Kompensationen führt. Nur durch angemessene Schutzmaßnahmen und kontinuierliche Pflege der verbleibenden Bäume sowie zeitnahe Nachpflanzungen, kann der Charakter der Allee und ihre ökologischen Funktionen – wie ihre lange Präsenz, die Förderung der Biodiversität und ihre Rolle als Klimaregulator – erhalten werden.
Fotos: Cornelia Ehrhardt
Allee des Monats Juli 2024: Die Berg-Ahorn-Allee „An der Schleuse“ bei Bolzum
Berge, Wasser und Natur - so stellen sich viele ihr Urlaubsziel vor. Dazu noch Sonnenschein, frischer Wind und schon wird das Fahrrad aus dem Keller geholt. Dabei muss es nicht immer an die Weser gehen oder in die Mittelgebirge, auch durch unscheinbare, regionale oder lokale Strukturen können wir Urlaubsfeeling erleben.
Zum Beispiel bei der Ahorn-Allee „An der Schleuse“, welche sich entlang der L 410 zwischen Sehnde und Bolzum auf einer Länge von ca. 430 m erstreckt. An ihr führt südlich gelegen ein gut ausgebauter Radweg entlang, welcher von Bolzum aus zum Hildesheimer Stichkanal führt. Bei einer Radelpause auf der nahegelegenen Brücke lässt sich nördlich die begrünte Kalihalde (auch liebevoll Kalimandscharo genannt) des ehemaligen Werkes Friedrichshall 1 begutachten. Auf der südlichen Seite kann man die alte Schleuse Bolzums betrachten. Die Schleuse wurde zwischen 1926 und 1928 nordöstlich von Bolzum parallel zur Eisenbahntrasse nach Hildesheim zwischen dem nach Süden abzweigenden Hildesheimer Strichkanal und dem Mittellandkanal errichtet und war bis 2012 in Betrieb. Anschließend wurde sie teilverfüllt und begrünt. Ebenso wie die Stahlfachwerkbrücke von 1925 - eine der letzten erhaltenen Brücken aus der Bauzeit des Hildesheimer Stichkanals - ist die Schleuse von Sehnde-Bolzum als wichtiges Zeugnis der Wirtschafts- und Technikgeschichte unter Denkmalschutz gestellt worden.
Das genaue Alter der Allee ist nicht bekannt, liegt aber dem Alter der Bäume nach zu urteilen vermutlich zwischen 60 und 80 Jahren. Auf den Karten der preußischen Landesaufnahme von 1877 bis 1912 ist jedoch zu erkennen, dass bereits damals, vor dem Bau des Stichkanals, eine Allee bestand, die Bolzum mit Sehnde verband. Leider ist die Berg-Ahorn-Allee in dieser Länge heute nicht mehr vorhanden. Sie leitet nur noch den Weg bis zur Schleuse und nicht weiter bis über die Kanalbrücke nach Sehnde. Dennoch steht sie als Zeugnis dafür, dass Alleen uns auch inmitten unseres Alltages an Orte führen können und selbst Orte sein können, die uns eine kleine Auszeit und Erholung bieten.
Fotos: Sylvie Lahmann
Der Marschweg in Wildeshausen lädt zum Radeln ein und wird Allee des Monats Mai 2024
Die Allee des Monats in Wildeshausen ist nicht nur landschaftsprägend, sondern auch wichtig für Fußgänger und Radfahrer. Es ist eine Allee im Wandel, welche bereits Wandel erfahren hat.
Der Marschweg war ursprünglich eine alte Pappelallee, die schon auf der Preußischen Landesaufnahme Ende des 19. Jahrhunderts verzeichnet war. 2004 wurde sie mit 120 Eschen vollständig neu angelegt und ist mittlerweile wieder zu einer beachtlichen Allee mit Tunnelwirkung aufgewachsen. Der Weg wird daher nicht nur von Fußgängern zur Naherholung genutzt; auch Radfahrer genießen den Schatten und die Schönheit der Bäume.
Aber leider ist auch diese Allee durch das Eschensterben dem Tode geweiht. Der ostasiatische Pilz Hymenoscyphus fraxineus hat die Eschen inzwischen in weiten Teilen Deutschlands im Griff. Junge Bäume sterben häufig früh ab, während Bestandsgehölze über Jahre hinweg leiden, bis sie schließlich absterben und entfernt werden müssen. So geschah es in Wildeshausen und geschieht immer weiter. In diesem Frühjahr mussten aus diesem Grund drei weitere Bäume gefällt werden. An ihrer Stelle wurden am Marschweg in der Vergangenheit neben Eschen auch andere Baumarten nachgepflanzt, vor allem Ahorn.
Gegenwärtig wird abgewartet, in welchem Tempo sich die Erkrankung der verbleibenden Bäume fortsetzt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Allee dem Pilz zum Opfer fallen und durch andere, klimaresistentere Baumarten ersetzt werden wird, so wie seinerzeit die Pappeln durch Eschen ersetzt wurden. Schatten und Windschutz werden für die Menschen, die diese autofreie Straße schätzen gelernt haben, zumindest für etliche Jahre verloren gehen. Es bleibt zu hoffen, dass diese kulturlandschaftlich wichtige Verbindung für Mensch und Natur erhalten werden kann, egal in welcher Form.
Fotos: Wolfgang Pohl
Allee des Monats März 2024: Lindenallee an der Alten Dorfstraße in Garlstedt
Die gut gepflegte und schon lange bestehende Sommer-Lindenallee in Garlstedt ziert als Eingangstor des Ortes die Alte Dorfstraße. Sie wurde vermutlich zwischen 1830 und 1890 zur Befestigung und Beschattung der Straße angelegt und ist damit weit über 100 Jahre alt. Damit hat sie sich den Titel Allee des Monats März 2024 verdient.
Die Allee ist größtenteils einheitlich, hier und da findet man Gewöhnliche Eschen. Die Stadt als Straßenbaulastträger pflegt die Allee konsequent und pflanzt bei Bedarf nach, was keineswegs überall selbstverständlich ist.
Alleen wurden im 18. Und 19. Jahrhundert häufig an Straßen angelegt, da sie bis heute viele Vorteile bieten. Ihre Wurzeln festigen den Boden, ermöglichen den kontrollierten Abfluss von Regenwasser, verhindern Erosion und filtern Grundwasser. Ihre Kronen bieten Schutz vor Wind und Sonne und filtern Feinstaub. Lindenalleen sind dabei bevorzugt gepflanzt worden, so wie auch unsere Allee des Monats.
In Garlstedt besteht noch eine weitere Allee, welche ebenfalls ein stattliches Alter aufweist, die Lindenallee am Buggehorn. Sie wird von Holländischen Linden gebildet und ebenfallsgepflegt. Darüber hinaus existiert mit „Schmidts Kiefern“ auch noch ein historischer Kiefernwald mit bis zu 150-jährigen Bäumen und ein Wald-Lehrpfad im Garlstedter Forst. Kulturlandschaftlich finden sich außerdem Grabhügel aus der Bronzezeit. So bietet Garlstedt von Ortseingang, Straßen bis Wald pure Geschichte.
Fotos: Ansgar Hoppe, Marie Jordan
Die historische Lindenallee der Kaiser-Wilhelm-Straße in Alfeld wird Allee des Monats Februar 2024
Die wunderschöne zweireihige Kaiser-Wilhelm-Allee aus Winter- und Sommer-Linden ist ein grünes Juwel in Alfeld. Deshalb wird sie nun Allee des Monats des Niedersächsischen Heimatbunds im Februar 2024.
Die Allee erstreckt sich über ca. 8000 Quadratmeter Verkehrsfläche mit einer Länge von rund 560 Metern. Immer wieder ist die Allee Streitgegenstand zwischen Bürgern und Stadt. Viele sehen nur das viele Laub und den Schatten, welcher Gartenpflanzen zu schaffen macht. Doch sieht man genauer hin, eröffnet sich der Wert dieser Straßenbäume. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sie bieten auch Zuflucht für Tiere, schützen im Sommer vor der prallen Sonne und verbessern das lokale Klima. Der Honigtau der Blattläuse zur Lindenblüte lässt sich gut mit Wasser abwaschen und was die verschatteten Vorgärten betrifft; eine standortgerechte Pflanzenauswahl in entsprechendem Substrat zaubert auch hier ein Blütenmeer etwa mit Rhododendren, Azaleen oder Hortensien.
Die Allee hat einen starken Wandel hinter sich. Im Abschnitt zwischen Schillerstraße und Gudewillstraße wurde sie kürzlich um jüngere Kugel-Spitzahorne ergänzt. Mitte des 20. Jahrhunderts - nach dem Zweiten Weltkrieg- wurden die zuvor dort stehenden Ulmen durch Linden ersetzt. Die ursprünglichen Ulmen waren wohl ähnlich groß wie die heutigen Linden, womit die Allee wahrscheinlich um 1900, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, angelegt wurde.
Fotos: Matthias Quintel
Allee des Monats Januar 2024: Brucher Allee zum Schloss Bruche in Melle
Die Brucher Allee, prämiert als Allee des Monats, erstreckt sich anmutig am Rande von Melle. Diese bezaubernde Allee, geformt von Rot-Buchen und Stiel-Eichen, erstreckt sich über 390 Meter. Sie besticht nicht nur durch ihre imposante Länge, sondern auch durch ihre vorbildliche Pflege. Die majestätischen, über 90 Jahre alten, Bäume am Ende der Allee bilden einen perfekten Blickpunkt, der zum Schloss führt.
Was die Brucher Allee zusätzlich reizvoll macht, sind die geschlossenen Kronen, welche zu einem Tunneleffekt auf das Gut zu führen und ein harmonisches Bild schaffen. Der malerische Weg führt zunächst an einer Reihe charmanter Häuser am Rande von Melle vorbei und setzt sich dann fort bis zum faszinierenden Schloss Bruche. Ursprünglich als Wasserburg im Jahre 1350 errichtet, ist das Schloss heute eine bedeutende Sehenswürdigkeit, ebenso wie die gesamte Allee, die beide unter Denkmalschutz stehen und ein gemeinsames Kulturdenkmal bilden. Die Allee existiert vermutlich bereits seit dem 18. Jahrhundert, sie ist auf der Preußischen Landesaufnahme verzeichnet und ist Teil der Gutsanlage, daher ist der Erhalt der Allee von besonderer Bedeutung.
In Osnabrück, einer Stadt mit vielen beeindruckenden Alleen, erstrahlt die Brucher Allee als besonders glanzvolles Beispiel, begleitet von einer faszinierenden Geschichte.
Foto: W. Marks
Eichenallee östlich der „Goldenen Linie“ im Ekernermoor wird Allee des Monats November 2023
Im Monat November steht eine besonders schützenswerte Allee im Fokus des
Alleen-Projektes des Niedersächsischen Heimatbundes, die Eichenallee im Ekernermoor beim Kurort Bad Zwischenahn. Sie und ihre Schwesteralleen sind nicht nur namensgebend
(Eeke = Eiche), sie sind auch wichtige Bereiche des artenreichen Lebensraumes Moor.
Das 52 Hektar große Ekernermoor, welches überwiegend aus Hochmoor und in kleinen Teilen aus Niedermoor besteht, ist bereits rund 7000 Jahre alt. Seit dem 18. Jahrhundert wurde das Moor vor allem als Weidefläche genutzt, das Gebiet ist bis heute größtenteils unberührt und stellt ein wichtiges und seltenes Biotop für viele Pflanzen- und Tierarten dar. Moore haben zudem in unseren Zeiten des Klimawandels eine wichtige Funktion als Speicher von Kohlenstoffdioxid (CO2), welches Motor der globalen Erwärmung ist.
Teil dessen ist auch unsere Allee des Monats. Sie ist zwar noch keine tausende Jahre alt, jedoch ist sie ein bedeutendes Element des Moores, Habitat unterschiedlichster Arten und CO2-Speicher. Nicht nur Vögel und Fledermäuse halten sich in ihr auf, auch seltene und gefährdete Flechten sind an den alten Bäumen zu finden. Doch ist die Allee akut bedroht. Nach aktueller Planung sollen bald mehrere Windparkanlagen im Ekernermoor errichtet werden und einer davon würde diese schöne Allee zum Opfer fallen. Bei aller Notwendigkeit der Energiewende sieht der NHB grundsätzlich die Errichtung von Windparkanlagen in Wäldern oder Mooren kritisch. In diesem Fall ist zudem noch ein wichtiges Landschaftselement und Habitat bedroht. Der NHB hofft daher, dass die Eichenallee an der „Goldenen Linie“ trotz dieser Entwicklung erhalten werden kann.
Fotos: Wolfgang Freese
Allee des Monats Oktober 2023: Lindenplan in Goslar
Der Lindenplan in Goslar ist ein besonderer Ort. Jedes Jahr dient diese Baumhaselallee als Biotop für einen Verwandten des Eichelhähers, dem Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes). Vor allem im Winter ernährt sich dieser Singvogel, zusätzlich zu den Samen von Nadelbäumen, von Haselnüssen. Er verwendet sie für seine vielen Vorratsverstecke, welche die Versorgung mit Nahrung über den Winter bis hin zum nächsten Sommer sicherstellen.
Der Tannenhäher steht auf der sogenannten Vorwarnliste zur Roten Liste der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen (9. Fassung, Oktober 2021), also auf der Liste von Arten, die merklich zurückgegangen sind. Bei Fortbestehen von bestandsreduzierenden Einwirkungen ist in naher Zukunft eine Einstufung in die Kategorie „Gefährdet“ wahrscheinlich. Die Bestände dieser Arten sind zu beobachten. Durch Schutz und Hilfsmaßnahmen sollten weitere Rückgänge verhindert werden.
Die Allee selbst ist eine von nur drei in der Alleendatenbank des NHB erfassten Baumhaselalleen, eine echte Rarität! Vor dem Bau der Bahnlinie Hildesheim-Goslar und wohl auch vor dem Bau des Landratsamtes im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts grenzte gen Norden der Schützenplatz an den Lindenplan. In alten Zeiten diente der Lindenplan selbst zum Freischießen, als Freimarkt und als Schützenplatz, und das schon seit seiner ersten Erwähnung 1181. Der Verkehr zwischen Langelsheim und Goslar wurde bis in die späten 80er-Jahre über diese Straße geführt. Als der Straßenring um die Altstadt in Verlängerung der von-Garßen-Straße geschlossen und über die angrenzenden ehemaligen Tennisplätze der Füllekuhle eine neue Anbindung gebaut wurde, verlor der Lindenplan an Wichtigkeit für den Verkehr. Heute steht diese schöne Allee in einem kleinen Wohngebiet abgegrenzt von der B82 und dem ZOB.
Fotos: Günter Piegsa
Allee des Monats August 2023, die Grenzallee Dedenhausen-Wehnsen
Selbst an einem ungemütlichem Regentag vermag eine Allee zu zeigen, dass sie eine weite Landschaft strukturiert und darin dem Auge Halt gibt: Zwischen Dedenhausen und Wehnsen verläuft an der Kreisstraße 145 eine Allee, die von Stiel-Eichen in Holländische Linden übergeht.
Beide Alleen in dieser Grenzlage sind bereits in der Preußischen Landesaufnahme von 1898 verzeichnet. Die heute existenten Bäume sind teilweise im entsprechenden Alter, teils als Nachpflanzungen jünger. Die Linden-Allee weist größere Lücken auf. Damals wie heute führen die Alleen von Region zu Region, von Hannover nach Peine. Im Frühling und Sommer spendet der Kronenschluss der Bäume Schatten, der Tunneleffekt unterstreicht das Gefühl des Übergangs.
Fotos: Stephan Plücker & Ansgar Hoppe
Allee des Monats Juli 2023: Winterlinden- und Bergahorn-Allee lädt zum Radfahren an der B1 ein
Zwischen Groß Lafferde und Bettmar verläuft die Bundesstraße 1, die von Bäumen unterschiedlicher Art gesäumt wird.
Spätestens bereits seit 1900 standen an dieser überregional wichtigen Verbindung zwischen Hildesheim und Braunschweig straßenbegleitende Bäume als Windschutz und Schattenspender. Auch heute sind diese Funktionen der Allee wichtig.
Nicht nur Autofahrer, auch Radfahrer schätzen die Schattenspender. Heute wird diese Allee von einem gut ausgebauten Radweg begleitet. Eine dritte Baumreihe wurde gepflanzt, wodurch abschnittsweise aus der zweireihigen eine dreireihige Allee wurde.
Der Radwegeausbau führt leider oft zur Fällung von Alleebäumen. Doch besonders mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel ist es wichtig, neue Radwegebauten wie hier mit Bestandsalleen zu vereinbaren.
Fotos: Max Peters
Allee zum Rittergut Abbensen wird Allee des Monats Juni 2023
Die als Naturdenkmal geschützte Sommer-Linden-Allee in Abbensen spendete den Karren und Kutschen schon vor über 100 Jahren Schutz vor Wind und Wetter während diese den unbefestigten Sommerweg befuhren. Sie führt direkt auf den dahinterliegenden Gutshof zu, welcher 1695 errichtet und mehrmals erweitert wurde. Das Ensemble besteht aus dem Herrenhaus, einem Kuhstall, dem traufständig zur Straße liegendem eingeschossigen Stallgebäude, einem Rinderstall, einem Wohnhaus mit Scheune, dem Gutspark mit vier Gartenskulpturen und einer Toreinfahrt am östlichen Rand des Gutshofes. Durch die barocke Gestaltung ist das Rittergut ein Zeugnis der Bau- und Kunstgeschichte, wodurch es im Peiner Land selten ist.
Der Allee vom Rittergut nach Westen folgend trifft man auf die geschützte Allee der Sundernstraße, welche von Nord nach Süd verläuft und ebenfalls als Allee des Monats gekürt wurde.
Fotos: Reinhard Bartels
Allee des Monats Mai 2023: Allee zur Friedhofskapelle auf dem Jakobifriedhof in Peine
Auf dem Jakobifriedhof in Peine lässt sich eine sorgfältig gepflegte Sommer-Linden-Allee bestaunen. Vermutlich zusammen mit der dahinterliegenden Kapelle errichtet, bildet die Allee ein wichtiges Kulturgut, einen Tunnel auf dem Weg zum letzten Geleit.
Die um 1890 erbaute Friedhofskapelle steht unter Denkmalschutz und ist ein seltener Anblick; ihre Ziegelwände mit Satteldach und Dachreiter, dazu mit Engeln im Tympanonfeld und im Norden ein mit Rückportal bestückter Annex (Anbau), machen sie zu etwas ganz besonderem. Das Ensemble und der umliegende Parkfriedhof mit städtebaulicher und geschichtlicher Bedeutung laden als grüner Kulturraum zum Trauern, Begegnen und Entspannen ein.
Diese Allee stellen wir im Rahmen des 102. Niedersachsentages vor. Sie ist ebenfalls Bestandteil der Alleen-Wanderausstellung im Kreishaus Peine!
Foto: Max Peters
Süßkirschenallee nahe dem Mittellandkanal wird Allee des Monats April 2023
Vogelkirschen, oder auch Süßkirschen genannt, kennt wohl jeder. Kirschbäume als Alleen sind hingegen selten. In der Alleendatenbank des NHB sind niedersachsenweit nur 33 Kirsch-Alleen erfasst und die hier gezeigt ist die einzige aus dem Landkreis Peine. In Blüte steht sie im April, Früchte sind im Juni und Juli zu erwarten.
Vor dem Bau des Mittellandkanals waren Schwittmerstraße und Woltorfer Straße eins, die damalige Hauptstraße zwischen Peine und Woltorf, und wurden schon um 1800 von Bäumen gesäumt. Darüber hinaus befindet sich in der Nähe nördlich von Woltorf das Woltorfer Holz, welches seit 1967 als Landschaftsschutzgebiet ausgeschrieben ist. Bis ins späte Mittelalter bedeckte ein Waldgebiet mit Namen Nordwald große Teile des heutigen Niedersachsens zwischen Braunschweig und Hannover, das Woltorfer Holz ist ein Überbleibsel dessen.
Diese Allee stellen wir im Rahmen des 102. Niedersachsentages vor. Sie ist ebenfalls Bestandteil der Alleen-Wanderausstellung im Kreishaus Peine!
Fotos: Max Peters
Allee des Monats März 2023: Doppelallee an der Sundernstraße in Abbensen, ein Naturdenkmal
Die Sundernstraße in Peine und Abbensen verband einst beide Orte miteinander. Heute bestehen noch zwei Teilstücke, im Süden von Abbensen und im Norden von Peine her, die durch Flurbereinigung und den Bau der Autobahn 2 getrennt wurden. Unsere Allee des Monats März 2023 säumt als Erinnerung daran bis heute das nördliche Teilstück bei Abbensen, zur Gemeinde Edemissen gehörend, nach Süden verlaufend und ist besonders für Radfahrer interessant. Sie geht von einer rund 400 Meter langen historischen Eichen-Allee in eine deutlich jüngere, aber 1,2 Kilometer lange, Birken-Allee über. Sie reicht damit fast bis zur Biogasanlage nahe der A2.
Der Name „Sundern“ deutet darauf hin, dass sich nahe der Straße ein „abgesonderter Baumbestand“ befand, ein aus der gemeinen Holzmark ausgesondertes Gehölz mit einem ‘besonderen‘ Eigentümer. Im Bereich der Autobahn 2 führte die Sundernstraße früher am Luhberg entlang, die Flurbereinigungen im 20. Jahrhundert haben die alte Streckenführung jedoch erheblich gestört. Heute eignet sich die neue Wegeführung als befestigter Wirtschaftsweg gut für eine Radtour von Peine nach Abbensen und zurück.
Direkt an der Unterführung der A2 steht südlich das Ausflugslokal „Zum Sundern“. Hier befindet sich die Sundernbrücke, eine denkmalgeschützte Keilsteinbogenbrücke aus Sandstein aus dem Jahre 1775. Das Gasthaus und die Brücke markieren die alte Grenze zwischen den ehemaligen Ämtern Meinersen im damaligen Fürstentum Braunschweig-Lüneburg und Peine, das damals noch zum Hochstift Hildesheim gehörte. Andere Landmarken wie Gräben oder Flurnamen wie Landwehr verweisen ebenfalls darauf, dass sich hier einst eine Ländergrenze befand. Ab 1815 gehörten beide Ämter zum Königreich Hannover, aus dem Grenzkrug entwickelte sich das Ausflugslokal.
Folgt man der Sundernstraße weiter Richtung Peine, so fährt man vor Beginn des Herzbergs im Bereich des Kleingärtnervereins an einem Birkenwald mit 410 Birken vorbei. Diese wurden von 30 Partnern in Zusammenarbeit mit der Stadt Peine Ende 2002 gepflanzt und werden von den Peiner Freischießen-Korporationen gepflegt. Darüber hinaus wird seit 1989 jedes Jahr ein zum „Baum des Jahres“ ausgerufenes Gehölz am Radweg gepflanzt.
Eine Radtour an der Sundernstraße lohnt sich!
Fotos: Reinhard Bartels
Historische Eschenallee des Ritterguts Rethmar bedeckt vom winterlichen Frost wird Allee des Monats Dezember 2022
Die Seufzerallee in Rethmar in der Region Hannover ist eine besondere Kopfeschenallee, die
zu besuchen sich lohnt. Sie ist eine von mehreren Alleen, welche zum Rittergut Rethmar und
dessen unmittelbarer Umgebung gehören. Darüber hinaus ist sie eine von nur 82 in der
Alleen-Datenbank des NHB erfassten Eschenalleen in Niedersachsen und damit eine kleine
Rarität. Eschen wurden früher oft als Alleebäume angepflanzt, sind aber zumeist heute in
dieser Form nicht mehr erhalten. Andernorts findet man Eschenanpflanzungen überwiegend
in Parks und Gärten.
Eschenholz ist schwer, fest und hart, dabei elastisch und abriebfest. Seine Zugfestigkeit und
Biegefestigkeit übertrifft die der Eiche und es ist zäher als die meisten anderen heimischen
Holzarten. Daher eignet es sich sehr gut zur Herstellung von Stielen für Hämmer, Beile, Schaufeln, Hacken und Äxte, Sensen, Rechen und andere Werkzeuge. Deshalb wurde
Eschenholz früher auch gerne für die Stellmacherei, den Wagen- und Kutschenbau, für Räder
und Speichen verwendet. Um die Äste besser ernten zu können, wurden die Stämme ab einer
Höhe von ein bis drei Metern eingekürzt und die Äste und Zweige regelmäßig geschnitten:
geschneitelt. So entstanden durch diesen Kopfschnitt mit der Zeit Kopfbäume. Auch Weiden,
Linden und Pappeln wurden für verschiedene Zwecke häufig geschneitelt. Kopfbäume
erhalten im Alter durch die Schnitte leicht Hohlräume, die Insekten, höhlenbrütenden Vögeln
und Fledermäusen als Heimstatt dienen. Sie haben deshalb heute überwiegend ökologischen
Wert.
Das Rittergut wird 1332 erstmals erwähnt; von der eigentlichen Burganlage ist heute nichts
mehr erhalten. Sie war ursprünglich der Sitz der Herren von Rutenberg. Die aktuell noch
vorhandenen Gebäude der Anlage wurden vor allem durch Philipp Adam von Eltz errichtet. Er
verband die von ihm erbauten Bereiche mit dem aus 1575 stammenden Westflügel zu einem
Komplex. Nach mehreren Bränden wurde das Vorwerk mit seinen Wirtschaftsgebäuden 1910
in Steinbauweise neu erbaut. Die Alleestraße der Seufzerallee selbst besteht aus einem
gepflasterten Weg, welcher von Kopfeschen und Wassergräben, welche heute kein Wasser
mehr führen, begleitet wird. Die Bogenbrücke aus Stein am Beginn der Allee führt auf den
Wirtschaftshof und diente früher als Zufahrt.
Das Rittergut, der Wirtschaftshof und die Seufzerallee sind als Bau- und Kunstdenkmal
geschützt. Da die Anlage einen großen Teil im Süden des Ortes einnimmt, ist das Rittergut
prägend für das gesamte Ortsbild. Die umliegenden Alleen gliedern die unmittelbar
angrenzenden Wohnbereiche und schaffen so ein eindrucksvolles Gesamtbild.
Fotos: Stephan Plücker
Gewerbegebiet bedroht Allee des Monats November 2022, die historische Eichenallee in Stelle
Die historische Eichenallee des ehemaligen Ritterguts Fachenfelde in Stelle im Landkreis Harburg ist bedroht, weil das Wurzelwerk der rund 250 Jahre alten Bäume schwer geschädigt wurde.
Das Rittergut wurde 1427 erstmals erwähnt und ist sicherlich älter. „Heute ist zwischen dem Rangierbahnhof Maschen, dem Gewerbegebiet der Gemeinde Stelle und dem landschaftlich schönen Junkernfeld fast nichts mehr von dem einstigen Rittergut erkennbar“, stellt der Museumsdirektor des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Stefan Zimmermann, fest. Es lag auf einer Geestinsel im Urstromtal der Elbe bei Stelle im Landkreis Harburg. Umgeben von Marsch, Moor und Sumpf war es nur über einen ein Kilometer langen Weg erreichbar, der, auf einem Damm geführt, vom alten Fernweg bzw. der Heerstraße zwischen Harburg und Lüneburg abzweigte. Der Damm wurde um 1780 an beiden Seiten mit einer Reihe von Eichen bepflanzt – die heute noch vollständige Allee von gesunden Bäumen. Seit 1935 steht sie unter Landschaftsschutz. 1966 kaufte die Deutsche Bahn das Gelände, um es vor allem für den Bau des Rangierbahnhofs Maschen zu nutzen. Auf dem ehemaligen Hofplatz wies die Gemeinde Stelle 1970 ein Gewerbegebiet aus. Durch die Ansiedlung von Betrieben wurden fast alle Gebäude des Gutes entfernt und eine neue Zuwegung gebaut. Seitdem ist die Allee für Kraftfahrzeuge gesperrt.
Vor wenigen Jahren baute ein Gerüstbaubetrieb ein Lager direkt an der Allee. Nur ein Meter entfernt von 17 der geschützten Eichen wurde ein hoher Stahlzaun errichtet, wobei die Wurzeln der Bäume beschädigt wurden. Gleich hinter dem Zaun ist die Lagerfläche versiegelt. Hier lagern bis zu fünf Meter hohe Stapel von stählernen Gerüstbauteilen, die auf den Wurzeln lasten. Kurz nach dem Bau starben alle Äste der Eichen, die in das Betriebsgelände ragten, ab und wurden entnommen. 2022 starb eine der 17 Eichen ab. Etliche der Eichen tragen in diesem Jahr wesentlich mehr Totholz als noch vergangenes Jahr.
Bereits 2019 gab die Naturschutzbehörde den Hinweis auf den bedrohlichen Zustand, doch es erfolgten keine Maßnahmen zum weiteren Schutz der Allee. Verhandlungen mit der Gemeinde, Begehungen mit Naturschutzverbänden, Vertretern des Gemeinderates und der Naturschutzbehörde blieben erfolglos. Die Presse berichtete bereits über den „halbherzigen Naturschutz“. So bleibt nur zu hoffen, dass die alte Allee als Kulturgut und historisches Denkmal trotz weiterer Bebauung erhalten werden kann.
Nachdem die Fortsetzung des Alleenprojekts am 1. Oktober 2022 startete, wird die beliebte Reihe der Allee des Monats nun wieder unter neuer Leitung regelmäßig fortgeführt. Auch die Alleendatenbank unter https://alleen-niedersachsen.de/start wird im Rahmen des neuen Projektes „Klimafreundlich durch Alleen“ zusammen mit den Alleepatenschaften weiter ausgebaut. Das neue Projekt beschäftigt sich mit dem Konfliktpotenzial zwischen
Radwegeausbau und Alleenerhaltung. Im Rahmen dessen arbeiten wir mit allen beteiligten Akteuren zusammen auf mögliche Lösungsansätze hin.
Fotos: E. Wendt
Seltene Schwarz-Erlen-Allee wird Allee des Monats Juli 2022
Eine echte Besonderheit ist die Allee aus älteren Schwarz-Erlen in der Gemeinde Wangerland
im Landkreis Friesland. Daher hat sie der Niedersächsische Heimatbund (NHB) zur Allee des
Monats Juli gekürt.
Die Schwarz-Erlen sind die Hauptbaumart der Allee, ergänzt um jüngere Eschen. Sie begleiten
auf circa 650 Metern die Wangerstraße westlich von Wiarden. Nur drei der bisher insgesamt
2.300 gemeldeten Alleen der NHB-Online-Datenbank alleen-niedersachsen.de bestehen aus
Schwarz-Erlen: Die Allee an der Wangerstraße ist eine wahre Rarität.
Dass die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) nur selten als Alleebaum an Straßen und Wegen
vorkommt hängt vor allen mit ihren Standortansprüchen zusammen. Zwar ist der Baum an
sich anspruchslos aber er liebt feuchte oder gar nasse Füße. So ist die Schwarz-Erle
typischerweise an Fließgewässern, in Auen und Mooren zu Hause und kann dort auch
mehrere Wochen Überschwemmung ertragen. Doch diese Vorliebe für feuchtnasse Standorte
wird durch Entwässerungsmaßnahmen, Grundwasserabsenkungen, aber auch durch die
anhaltende Trockenheit zunehmend zu einer Herausforderung für den Baum. Es gilt daher ein
besonderes Augenmerk auf die wenigen Schwarz-Erlen Alleen zu legen, damit diese
botanischen Raritäten eine Zukunft hat.
Schwarz-Erlen haben schon immer die Phantasie der Menschen beflügelt, so stehen sie
beispielsweise für Beendigung aber auch für Erneuerung. Daher ist die Allee der
Wangerstraße auch sehr passend für die letzte Kür der „Allee des Monats“ im Rahmen des
NHB-Projektes „Alleepaten für Niedersachsen,“ das Ende dieses Monats ausläuft. Doch soll es
im Heimatbund mit den Alleen und ihren Paten in einem neuen Projekt weitergehen, wenn
auch nach einer kleinen Pause.
Denn der NHB hat noch viele Ideen zum Schutz und Erhalt von Alleen und will sich auch weiterhin für dieses wichtige Kultur- und Naturgut der niedersächsischen Kulturlandschaft einsetzen. Aktuell bemüht sich der NHB um Fördermittel, um im Herbst 2022 mit einem neuen Projekt zum Alleenthema starten zu können.
Fotos: M. Peters, A. Heinze
Kirschbaum-Allee im Landkreis Holzminden wird Allee des Monats Juni
Passend zur Reife der roten Früchte wird die Kirschbaum-Allee am Klappenweg östlich von Fürstenberg zur Allee des Monats gekürt. Auch wenn mit ihren circa 350 Metern nur recht kurz, lädt die Allee aus alten Kirschbäumen zu einem Spaziergang unter ihrem grünen Blätterdach ein und leitet ihre Besucher von Fürstenberg in die ersten Ausläufer des Sollings über.
Die Früchte der Kirschbäume werden dabei nicht nur von Menschen gerne verzehrt, auch bei vielen Säugetieren und vor allem vielen Vogelarten sind sie besonders beliebt. Das macht bereits der lateinische Name des Baumes Prunus avium deutlich, die Artbezeichnung avium leitet sich vom lateinischen Wort avis ab, was Vogel bedeutet.
Für Insekten bieten die Bäume spätestens mit der Kirschblüte im Frühjahr ein großes Nahrungsangebot. So macht die Allee des Monats Juni auch auf die Bedeutung von Alleen als Nahrungsquelle aufmerksam. Sie ist eine von insgesamt 28 Alleen aus Süßkirschen, die bisher in der Alleen-Datenbank des Niedersächsischen Heimatbundes (NHB) gemeldet wurden. Die Niedersächsische Alleen-Landschaft besteht somit nur zu 1,2 Prozent aus Kirschbaum-Alleen. Entstanden ist die Datenbank im Rahmen des Projekts „Die 500 schönsten und wertvollsten Alleen Niedersachsens“, in dessen Verlauf bis Mitte 2018 mit Hilfe der Bevölkerung erstmals eine repräsentative Übersicht von rund 2.000 der wichtigsten und schönsten Alleen Niedersachsens aufgestellt wurde und die seitdem weiterhin anwächst alleenniedersachsen.de/start. Seit Februar 2019 sucht der NHB nun weiter nach Alleepaten. Dies geschieht im Rahmen des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projekts „Alleepaten für Niedersachsen“, das unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministers für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Dr. Bernd Althusmann steht. Das Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks aus Alleenpatenschaften, in dem sich Ehrenamtliche für die Alleen vor ihrer Haustür engagieren können. Ein wichtiges Instrument ist dabei weiterhin die Allee-Datenbank, in der Alleen gemeldet werden können.
Fotos: M. Peters
Einzigartige Berg-Ulmen Allee wird Allee des Monats Mai 2022
Die Allee aus Berg-Ulmen (Ulmus glabra) verläuft auf knapp 500 Metern entlang der K11 westlich von Schwaförden im Landkreis Diepholz. Sie ist geprägt von Bäumen unterschiedlicher Altersklassen, einige sogar älter als 150 Jahre andere deutlich jünger, wodurch die Allee ein heterogenes Erscheinungsbild erhält. Die Berg-Ulmen Allee ist die einzige dieser Art, die bisher in der Alleen-Datenbank des Niedersächsischen Heimatbundes (NHB) gemeldet wurde.
Die Ulme gilt zwar grundsätzlich als klassischer Alleebaum, sie ist jedoch durch das Ulmensterben weitestgehend als Straßenbaum aus der Deutschen Landschaft verschwunden. Ursache ist eine Pilzinfektion, die Ulmen in wenigen Jahren zum Absterben bringt. Daher ist die Berg-Ulmen Allee im Landkreis Diepholz mittlerweile eine echte Seltenheit und unbedingt erhaltenswert.
Erfasst wurde die Allee im Rahmen der Gesamterfassung von Alleen und Baumreihen entlang der Kreisstraßen des Landkreises Diepholz, welche in 2021 stattgefunden hat. Der Landkreis Diepholz schätzt seine Alleen und Baumreihen sehr, die einen erheblichen Beitrag zur Eigenart und Vielfalt des Landschaftsbildes des Landkreises beitragen. Um den Schutz und Erhalt dieses Natur- und Kulturguts voranzubringen, haben sie daher die Erfassung und Bewertung durchführen lassen. Herausgekommen ist ein umfängliches Bild der Alleenlandschaft des Landkreises, welche durch 132 Alleen und 62 Baumreihen geprägt ist.
Wir freuen uns zudem sehr, dass die erfassten Alleen aus Diepholz auch in die Alleedatenbank des NHB Eingang gefunden haben und dort nun mit umfänglichen Beschreibungen und eindrucksvollen Bildern vertreten sind.
Fotos: N. Kraack, M. Peters
Allee des Monats April 2022 verdeutlicht den Wert der Alleen
Jedes Jahr am 25. April wird der Tag des Baumes gefeiert. An diesem Tag soll uns ganz besonders ins Bewusstsein gerufen werden, wie wertvoll Bäume für den Menschen und die Umwelt sind. Die Wahl der Allee des Monats verfolgt das gleiche Ziel, jedoch mit ganz besonderem Fokus auf die Bäume, die Teil einer linearen Gehölzstruktur beidseitig von Wegen sind. Im April wird die Linden-Allee zwischen Havekost und Ganderkesee im Landkreis Oldenburg zur Allee des Monats gewählt. Die Allee aus Winter-Linden zieht sich auf circa einem Kilometer durch die oldenburgische Agrarlandschaft und wurde von der Unteren Naturschutzbehörde auf Grund ihrer landschaftsprägenden Wirkung zum Naturdenkmal ernannt. Im Norden geht die Allee nahtlos in eine Hänge-Birken Allee über.
Die Allee des Monats April vereint besonders viele Merkmale die Alleen so wertvoll für den Menschen und die Umwelt machen. Der ästhetische Wert ist dabei wohl der am leichtesten ersichtliche. So wurde die alleebegleitete Straße schon als „schönste Straße der Gemeinde“ bezeichnet. Dies liegt wohl nicht zuletzt an dem seitlichen und horizontalen Kronenschluss, den die Allee abschnittsweise aufweist und wodurch sie einen dichten, grünen Tunnel über der Havekoster Straße bildet.
Außerdem entsteht so das für Alleen typische Mikroklima, das man besonders gut wahrnehmen kann, wenn man mit dem Rad durch sie hindurchfährt. Die Allee belebt und gliedert die Landschaft die sie umgibt, verbindet Lebensräume miteinander und ist selber Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten und hat damit einen hohen ökologischen Wert. Abgängige Allee-Bäume müssen jedoch auch aus diesem Naturdenkmal entnommen werden, da bei der straßenbegleitenden Allee die Belange der Verkehrssicherheit ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Der Fortbestand der Allee wird jedoch durch die Nachpflanzung von Jungbäumen gesichert. So wird sie zu einer zukunftsfähigen Allee entwickelt die hoffentlich noch lange als wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft erhalten bleibt.
Fotos : M. Peters, U. Tröndle
Bantelner Allee wird Allee des Monats März 2022
Die Allee aus alten Sommer-Linden und einzelnen Stiel-Eichen zwischen Banteln und Gronau
ist eine „alte Bekannte“ – bereits im Juli 2015 wurde sie als erste Allee vom
Niedersächsischen Heimatbund (NHB) zur Allee des Monats gekürt. Aus aktuellem Anlass gilt
dieser malerischen Allee am Bantelner Kirchweg erneut besondere Aufmerksamkeit: Die drei
Sturmtiefs Mitte Februar sind auch an der als Natur- und Kulturdenkmal geschützten Allee
nicht spurlos vorbei gegangen. Bäume drohten umzukippen und Äste sind abgebrochen. Um
die Verkehrssicherheit im Anschluss wieder herzustellen wurden zwei Alleebäume gefällt und
vier weitere eingekürzt.
Aufgrund der Sturmwarnungen wurde die Allee aus Sicherheitsgründen bereits im Vorfeld
gesperrt und auch erst nach den Aufräumarbeiten wieder freigegeben. Das Beispiel der
Bantelner Allee erinnert, das trotz regelmäßiger Kontrollen hinsichtlich der Stand- und
Bruchsicherheit von straßenbegleitenden Gehölzen bei Extremwetterlagen ein besonders
achtsames Verhalten gilt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt
dazu Empfehlungen zum Verhalten bei Unwetter aus.
Besonders erfreulich ist, dass der Landkreis Hildesheim eine Nachpflanzung der gefällten
Bäume im kommenden Herbst plant und trotz der notwendigen Maßnahmen zur
Wiederherstellung der Verkehrssicherheit der Alleen-Charakter gewahrt werden konnte.
Zudem solle ein Konzept für die Bantelner Allee entwickelt werden, „um diese als geschützte
Allee auch in den kommenden Jahrzehnten mit Ihrem Charakter erhalten zu können“.
Foto: A. Hoppe
Liebesallee wird Allee des Monats Februar 2022
Die Liebesallee bei Wittmar ist sicher eine der bekanntesten Alleen im Landkreis Wolfenbüttel
und wird zur Allee des Monats Februar 2022 gekürt. Die Allee aus geschneitelten
(geschnittenen) Hainbuchen (Carpinus betulus) bildet den Eingang „in die Asse“ auf dem Weg
zum Bismarckturm und zur Ruine der Asseburg. Wie es heißt, wurde die etwa 400 Meter
lange Allee früher gern von Liebespaaren durchwandert, die sich bei großen Festen im
„Waldhaus zur Asse“, das am Eingang der Allee liegt, kennenlernten. So entstand der Name
Liebesallee.
Die Hainbuchen wurden in früheren Zeiten regelmäßig geschneitelt und erhielten dadurch ihr
knorriges Erscheinungsbild. Laub und Schnittgut wurden verfüttert, zur Einstreu oder als
Feuerholz verwendet. Mit der Aufgabe dieser Nutzung wurden auch die regelmäßigen
Schnittmaßnahmen eingestellt. Einige der Bäume entwickelten daher eine „kopflastige Krone“
mit Starkästen, die sie nicht mehr tragen konnten, so dass die Stämme durch die entstandene
Überlast regelrecht auseinanderbrachen. Um dem Verlust dieses Kulturgutes
entgegenzuwirken, setzt sich der Heimat- und Verkehrsverein Asse (HVA) seit vielen Jahren
für den Schutz und Erhalt der Liebesallee ein und hat im Rahmen des Projekts „Alleepaten für
Niedersachsen“ auch die Patenschaft für die Allee übernommen. Zusammen mit der
Samtgemeinde Asse hat der HVA die Allee wieder freigestellt und pflegt sie seither
regelmäßig. Erst vor zwei Jahren wurden die Bäume bis auf den Kopf heruntergeschnitten und
haben seitdem schon wieder eine Krone aus vielen Feinästen ausgebildet.
Hainbuchen-Alleen sind sehr selten in Niedersachsen, insgesamt sind nur zwölf in der Allee-
Datenbank des Niedersächsischen Heimatbundes gelistet. Und lediglich eine weitere
Hainbuchen-Allee in Niedersachsen besteht ebenfalls aus „Schneitelbuchen“. Ihr Schutz und
Erhalt ist dadurch besonders wichtig, denn sie sind seltene „Zeitzeugen“ einer früheren
Nutzungsgeschichte. Häufiger sind Hainbuchen hingegen in vielen Gärten, Parks und
Friedhöfen als Hecken zur Einfriedung zu finden wo sie anders als Thuja oder Lorbeer vielen
Arten Lebensraum bieten.
Fotos und Anregungen zum Text: M. Bürkner, A. Hoppe, P. Wypich, HVA Archiv
Wegweisende Mischbaum-Allee wird Allee des Monats Januar 2022
Die Allee des Monats Januar steht im Landkreis Osterholz. Stieleichen, Rosskastanien, Roteichen, Bergahorn und Linden begleiten den Holthorster Weg und verbinden die kleine Ortschaft Holthorst mit Platjenwerbe und Lesum. Am nördlichen Ende schließt die Allee an die Reste einer Reihe alter Kastanienbäume an, am südlichen Ende an eine Reihe alter Eichenbäume und fügt sich somit gut in den vorhandenen Baumbestand ein. Neben der Stiel-Eiche als Hauptart entsteht durch die weiteren Baumarten ein buntes Landschaftsbild. Das ist keineswegs untypisch, denn rund ein Viertel der in der Alleen-Datenbank des Niedersächsischen Heimatbundes erfassten Alleen zeigen so ein heterogenes Bild der Baumartenzusammensetzung.
Gepflanzt wurde die Allee im Sommer 1979, der auf einen besonders kalten und schneereichen Winter folgte. Daher rührte auch die Idee zur Anlage der Allee: Sie sollte den Holthorster Weg, der durch eine freie Agrarlandschaft führt, vor Schneeverwehungen schützen und den Bürgerinnen und Bürgern auch bei schlechten Witterungsbedingungen den Weg weisen. Einem Verkehrschaos wie im berüchtigten Winter 78/79 wollte der Ortsbürgermeister Karl Gerd Brand vorbeugen und setzte sich daher für die Pflanzung der Allee ein.
Damit steht die Aufgabe dieser Allee in einer guten Tradition, denn schon im 18. Jahrhundert hatten die beidseitig von Chausseen angelegten Baumreihen vor allem die Funktion, den Verkehr zu lenken und den Straßenraum abzugrenzen. Die Allee am Holthorster Weg verbindet so Verkehrssicherheit und straßenbegleitendes, landschaftsprägendes Gehölz. Auch im Sommer kommen die Vorteile der Allee zum Tragen, indem sie zahlreichen Radfahrern und Fußgängern einen angenehmen Schatten spendet.
Für den Schutz und Erhalt der Allee setzt sich vor Ort besonders die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz e.V. ein. Die AGBS hat für die Allee auch die Patenschaft übernommen. Als Alleepaten setzten sie sich für Nachpflanzungen ein, sodass entstandene Lücken in der Allee geschlossen werden konnten. Auch Bewässerungsmaßnahmen für die Jungbäume unterstützten sie. Die AGBS füllt damit vorbildlich die Rolle einer Alleepatenschaft mit Leben und zeigt, welche Erfolge für den Fortbestand der Alleen damit erzielt werden können.
Fotos und Anregungen zum Text: S. Beth, AGBS
Besinnlich durch die Allee des Monats Dezember 2021
In strahlenden Sonnenschein und Schnee gehüllt präsentiert sich diese Allee aus Stiel-Eichen in einem besonders schönen Licht. Ob es in diesem Jahr nochmal weiß wird bleibt abzuwarten, zumindest stimmen diese Bilder schon mal darauf ein.
Die Allee des Monats Dezember befindet sich in der Gemeinde Varel, im Landkreis Friesland. Dort säumt sie die Neudorfer Straße, die vom Vareler Ortsteil Büppel aus in südöstlicher Richtung durch das Jethauser Moor bis in die Niederung des Flüsschens Wapel führt. Auf dem weichen Mooruntergrund dieser Gegend tragen die tiefreichenden Wurzeln der Alleebäume maßgeblich zur Stabilität der Allee ebenso wie der Fahrbahn bei. Die ersten 1200 m der Allee bestehen aus circa 90 Jahre alten Stiel-Eichen (Quercus robur), die restlichen 800 m sind eine Mischallee aus Stiel-Eichen, Hänge-Birken und Ebereschen.
Völlig zurecht steht die Eiche wie kein anderer Baum für Kraft und Beständigkeit – denn ob blattlos und schneeüberzogen oder im grünen Blätterkleid, die hohen Stiel-Eichen mit ihrer starkästigen, breiten Krone bieten immer einen stattlichen Anblick. Alleen dieser Baumart prägen vielerorts die Landschaft, die Stiel-Eiche ist der am häufigsten vorkommende Allee-Baum in Niedersachsen. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das sich auch eine Eichen-Allee in ihrer Nähe findet, die zu einem besinnlichen Festtagsspaziergang einlädt.
In diesem Sinne wünscht der Niedersächsische Heimatbund frohe Festtage!
Fotos und Anregungen zum Text: H. & M. Heinze
Allee des Monats November 2021 ist wichtiges Element im Biotopverbund
Als Verbindung von Biotopen haben Alleen eine hohe Bedeutung, indem sie verschiedene Naturräume miteinander vernetzen. Tier- und Pflanzenarten nutzen Alleen als Brücken zur Besiedelung neuer und alter Lebensräume. Das trifft auch auf die Allee des Monats November 2021 aus Holländischen Linden (Tilia x europea) zu. Die 1,5 km lange Allee führt am Rande des Leine-Weser-Berglandes im Calenberger Land von Mittelrode aus nach Süden Richtung Eldagsen, wo sie das Landschaftsbild strukturiert und in der stark landwirtschaftlich geprägten Region mit ihren fruchtbaren Lössböden eine wichtige vernetzende Rolle spielt.
Das heute besonders aktuelle Thema Biotopverbund und Biotopvernetzung ist kein neues, sondern schon länger fest im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Es schreibt die Schaffung eines Biotopverbundes zur „dauerhaften Sicherung der Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten, Biotope und Lebensgemeinschaften“ auf „mindestens 10 Prozent eines jeden Landes“ vor. „Der Niedersächsische Weg“ von 2020, ein Vertrag zwischen dem Land Niedersachsen, Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden, „der mehr Artenschutz verbindlich garantiert“, knüpft daran an und zeigt nochmal auf, welche bestehenden Strukturen in die bis 2023 von den kommunalen Gebietskörperschaften zu erstellenden Biotopverbundkonzepte einfließen können. Als Verbindungselemente, sogenannte „linienförmige, fortlaufende Strukturen“, können Alleen zwischen Kernflächen wie Naturschutzgebieten, Nationalparken, Biosphärenreservaten und anderen als Teile des landesweiten Biotopverbundes berücksichtigt werden. Eine große Chance um den Schutz und Erhalt der Alleen in Niedersachsen zu festigen!
Besonders das Bild, welches die Allee des Monats aus der Ferne vor dem Höhenzug des Deister im Hintergrund zeigt, mag bekannt vorkommen. Es ziert auch die Plakate und Flyer der Foto-Wanderausstellung „Land der Alleen – die schönsten und wertvollsten Alleen in Niedersachsen“, die aktuell im Schloss Evenburg in Leer zu Gast und dort noch bis zum 10. Januar 2022 zu sehen ist.
Fotos: A. Hoppe; J. Rex
Auf den Spuren der Vergangenheit durch die Allee des Monats Oktober 2021
Wenn sich ihre Blätter im Herbst verfärben, dann ist die Blutbuchen-Allee im Stadtpark Langenhagen besonders sehenswert. Auf circa 300 Metern lädt die mehr als 100 Jahre alte Allee auf dem ehemaligen Parkgelände der 1862 gegründeten Heil- und Pflegeanstalt zu erholsamen Spaziergängen unter ihrem Kronendach ein. Zusammen mit dem umliegenden Wald, den Grünflächen des heutigen Stadtparks, sowie weiteren Alleen bilden sie ein anerkanntes Gartendenkmal.
Bevor die Alleen Einzug in die freie Landschaft erhielten, waren sie vor allem ein beliebtes und häufig verwendetes Gestaltungselement in Park- und Gartenanlagen. Daher findet man unter ihnen auch heute einige der ältesten und eindrucksvollsten Alleen. Auch bei der Buchen-Allee in Langenhagen handelt es sich um eine historische Allee. Das mag den Betrachter an mancher Stelle verwundern, steht er doch vor einem Schild, das die historische Allee auszeichnet und sieht Bäume die nicht über 100, sondern kaum mehr als 10 Jahre alt sind.
Was macht eine Allee also zu einer historischen Allee? Sind es die einzelnen Bäume, die schon seit Hundert(en) von Jahren die Allee bilden oder die Tatsache an sich, dass an dieser Stelle schon vor Hundert(en) von Jahren eine Allee geplant und gepflanzt wurde? Es gibt Alleen auf die beides zutrifft, wie Niedersachsens älteste, heute noch erhaltene Allee im Berggarten Herrenhausen, die aus 300-jährigen Holländischen Linden besteht. Die Herzogin-Eleonore-Allee in Celle wurde sogar noch 30 Jahre zuvor angelegt, ihre Bäume sind heute jedoch vergleichsweise jung, da sie 1951 bis 1953 komplett erneuert wurde. Auch sie ist eine historische Allee.
Die Pflege und der Erhalt von historischen Alleen stellen die Verantwortlichen immer wieder vor Herausforderungen, denn sie müssen dem Kultur- und Naturschutz ebenso wie der Verkehrssicherungspflicht gerecht werden. Am Eingang der Blutbuchen-Allee im Stadtpark Langenhagen empfängt die Spazierenden daher eine Tafel, die sie zum einen als historische Allee erkennbar macht und zum anderen auf mögliche Gefahren wie Astabbrüche hinweist, denn die Allee besteht in weiten Teilen noch aus dem alten Baumbestand, teilweise aber auch aus neugepflanzten Alleebäumen. Die Allee wird abschnittsweise dort nachgepflanzt, wo es wegen abgängiger Bäume notwendig ist und erhalten, wo es möglich ist. Einige der alten Bäume sind mittlerweile nur noch als Totholz vorhanden. Sie werden dann nicht entnommen, wenn sie beispielsweise von Fledermäusen oder anderen Tierarten bewohnt sind. Dadurch entsteht eine Allee aus Bäumen unterschiedlicher Altersklassen, einem heterogenen Habitus und Erscheinungsbild, das anders ist, als wir es von vielen Alleen gewohnt sind und eine ganz eigene Schönheit besitzt. Dadurch werden alte Bäume mit einem hohen naturschutzfachlichen Wert erhalten, während die Allee durch Neupflanzungen trotzdem bestehen bleibt. Beim Schutz und Erhalt von historischen Alleen gibt es demnach unterschiedliche Wege; welcher gewählt wird, bedarf einer individuellen Entscheidung.
Vielfalt erleben mit der Allee des Monats September 2021
In kürzester Zeit werden sie alle in den unterschiedlichsten Herbstfarben von goldgelb über orange bis dunkelrot leuchten: Die 5-lappigen, derzeit noch dunkelgrünen Blätter des Spitz-Ahorn ebenso wie die spitz gezähnten Blätter der Rot-Eiche und die schief herzförmigen Blätter der Holländischen Linde. Sie begleiten die Salzdahlumer Straße (K4) zwischen Wolfenbüttel und Atzum.
Aber können diese straßenbegleitenden Gehölze aus den unterschiedlichsten Baumarten überhaupt noch als Allee bezeichnet werden? Ja! Denn der Heimatbund definiert Alleen als „mehr oder weniger regelmäßig bepflanzte Baumreihen an Wegen und Straßen, wobei die Baumreihen nicht zwangsläufig aus einer Baumart gebildet werden müssen. Auch heterogen zusammengesetzte Baumreihen können eine Allee bilden“. So kann sich das Auge an den unterschiedlichen Blattformen und Wuchsarten der Bäume erfreuen und zugleich durch die in Reihe beidseitig der Straße gepflanzten Bäume ihren Alleencharakter wiedererkennen. Sie bieten aber nicht nur für das Auge Abwechslung und ästhetischen Genuss, auch der Lebensraum und das Nahrungsangebot gewinn durch diese Vielfalt, denn jede Baumart bietet der sie begleitenden Fauna und Flora ganz eigene Biotope und trägt so zum Artenschutz bei.
Diese Allee aus den verschiedenen Baumarten kann hervorragend während einer Radtour erkundet werden. Der Tourismusverband Harzvorland e.V. hat viele verschiedene Themen-Radtouren für das Gebiet ausgearbeitet und die Lessing Radtour sowie die Tour zum Rittergut Lucklum führen durch die Allee des Monats September an der Salzdahlumer Straße. Das Rad als klimafreundliches Fortbewegungsmittel eignet sich besonders gut, um die Alleen in Niedersachsen zu entdecken. Denn Radfahrer können bei ihrer Fahrt durch Alleen alle ihre Vorzüge wie Wind-, Sonnen- und Regenschutz besonders genießen.
Weitere schöne Alleen finden Sie auf alleen-niedersachsen.de!
Fotos: Max Peters
Beeindruckende Obstbaumallee wird Allee des Monats August 2021
Die Allee aus kultivierten Apfelbäumen (Malus domestica) befindet sich an einer Gemeindestraße zwischen Klein Mahner und der L 510 im Landkreis Goslar. Im Frühjahr hüllen die Obstbäume die Straße in ein weiß-rosa Blütenkleid und locken eine Vielzahl von Insekten an. Aktuell können Sie beobachten wie ihre Früchte so langsam rote Bäckchen bekommen.
Insgesamt kommen die Kulturapfel-Alleen, laut der NHB Allee-Datenbank, in Niedersachsen 83 mal vor – der Apfelbaum ist damit die häufigste Obstbaumart, die an Alleen vorkommt. Dennoch sind Apfelbaum-Alleen im Vergleich zu Linden- oder Eichen-Alleen eher selten. Wer auf der Suche nach ihnen ist, wird vor allem im südniedersächsischen Berg- und Hügelland sowie im Amt Neuhaus an der Elbe fündig.
Die Obstbaumalleen haben eine hohe Bedeutung für unsere Kulturlandschaft und bilden wertvolle Biotope. Einst waren sie vielerorts vertreten, da Fürsten und andere Grundherren vergangener Jahrhunderte ihre Pflanzung zur Ernährungssicherung der Bevölkerung anordneten. Später spielten Obstalleen besonders in ländlichen Gebieten eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Viele Gemeinden oder Feldmarkgenossenschaften betrieben an ihren Straßen und Feldwegen einen lohnenden Obstbau. Noch bis in die 1970ger Jahre wurden dort die Bäume zur Obsternte meistbietend versteigert.
Heute rückt an Straßen vor allem die Vereinbarkeit von Obstbäumen und Verkehrssicherheit in den Fokus. Mit ihrem von Natur aus eher niedrigen Kronenansatz und der periodischen großen Obstlast besteht ein Risiko für den Straßenverkehr und ein erhöhter Pflegeaufwand für die Straßenmeistereien. Genutzt werden sie hingegen heute kaum noch, da an Straßen Gefahren für die erntende Person sowie den Verkehr bestehen. Wer dennoch gerne selbstgeerntetes Obst genießen möchte, sollte Ausschau nach gelben Bändern an Obstbaumstämmen halten – es markiert Bäume des Ernteprojekts „Gelbes Band“ des Niedersächsischen Zentrums für Ernährung und Hauswirtschaft. Das Projekt bringt Obstbaumeigentümer*innen, die zu viel Obst haben und Personen, die gerne selbst Obst pflücken möchten, zusammen. Die Obstbäume befinden sich dabei sowohl in Privatgärten als auch in Obstbaumalleen.
Unter Linden – Linden-Allee in Hunteburg wird Allee des Monats Juli 2021
„Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder zwischen Tag und Traum.“ Rainer Maria Rilke
Kaum eine weitere Baumart wurde so oft besungen und hat die Poesie so beflügelt wie die Linde. In früheren Kulturen galt die Linde als heiliger Baum, mit Weissagungs- und Heilkraft, später wurde unter der Linde Recht gesprochen. Auch heute ist die Baumart noch in aller Munde, durch die Lindenstraße und dem Gasthof Zur Linde, die sich in vielen Dörfern finden oder die bekannte Prachtstraßen Unter den Linden in Berlin, die bereits 1647 vom „Großen Kurfürst“ als sechsreihige Allee aus Linden und Nussbäumen angelegt wurde. Die hohe Präsenz der Linden wird uns besonders in den letzten Wochen durch den intensiven Duft ihrer Blüten deutlich geworden sein und so ist es auch eine Linden-Allee, die zur Allee des Monats Juli gekürt wird.
Die Allee aus Holländischen Linden (Tilia × europaea) befindet sich am Bramscher Weg (K 418) zwischen Hunteburg und dem Vennermoor und erstreckt sich auf über zwei Kilometern Länge. Sie flankiert zu dem eine der Straßen, die Sie wählen können, um zur Foto-Wanderausstellung des NHB: „Land der Alleen – Die schönsten und wertvollsten Alleen in Niedersachsen“ zu gelangen, die noch bis zum 22. August in Hunteburg zu sehen ist.
Bei der Holländischen Linde handelt es sich um einen Naturhybriden aus Winter- und Sommer-Linde, die Merkmale dieser Baumart liegen daher zwischen den Eltern. Es ist eine sehr häufige Baumart und gut als Straßenbaum geeignet. Zudem ist sie ein ausgezeichneter Trachtbaum, dessen bis zu 60.000 Blüten pro Baum den Bienen reichlich Nektar bieten. Die Lindenblattlaus liefert zudem oft Honigtau, das ebenfalls durch die Bienen aufgesammelt wird. Der Honigtau fällt aktuell als klebriger Überzug verschiedener Oberflächen auf oder als zuckrige Tropfen von oben, ist aber zum Glück völlig unschädlich und abwaschbar. Daher laden die vielerorts vorhandenen Linden-Alleen auch weiterhin zu Fahrradtouren unter ihrem schattenspendenden Blätterdach ein: „Kein schöner Land in dieser Zeit, wo wir uns finden wohl unter Linden...“ - Über Linden- und andere Alleen in ihrer Nähe gibt die Alleen-Datenbank des NHB Auskunft.
Fotos: A. Hoppe; M. Helling
Hainbuchen-Allee mit Nutzungsgeschichte wird Allee des Monats Juni 2021
Gute versteckt im Auetal, zwischen Pohle und Antendorf, findet sich eine der bei uns in Niedersachsen seltenen Hainbuchen-Alleen. Dicht stehen die knorrigen Bäume beieinander und bilden, nun endlich voll belaubt, ein dunkelgrünes Blätterdach.
Die circa einen halben Kilometer lange Hainbuchen-Allee verläuft oberhalb von Gut Nienfeld, am ehemaligen Grenzknick, der einst das Kurfürstentum Hessen vom Königreich Hannover trennte. Besonders ins Auge fällt bei dieser Allee die ungewöhnliche Wuchsform der einzelnen Bäume. Sie geht auf das „Schneiteln“ (Schneiden) der Bäume zurück, welches noch bis ins 19. Jahrhundert zur Futter- und Streugewinnung für Nutztiere betrieben wurde. In regelmäßigen Abständen wurden dafür in immer gleicher Höhe die Baumkronen geschnitten, um so vor allem „Laubheu“ für die langen Winter zu gewinnen. Die Hainbuche (Carpinus betulus), mit ihrem starken Ausschlagvermögen, ist eine Baumart, die für diese Form der Nutzung besonders gut geeignet war; ihre Stockschneitelformen können überdies besonders alt werden. So wird die Hainbuchen-Allee im Auetal auf weit über 100 Jahre geschätzt. Sie ist somit Zeitzeugin einer vergangenen Grenz- und Nutzungsgeschichte und bietet denjenigen, die durch Sie hindurchgehen, einen Rückblick in unsere kulturhistorische Vergangenheit. Damit diese Allee auch für zukünftige Generationen nicht verloren geht, hält der Eigentümer die Erinnerung an sie wach und füllt entstandene Lücken mit jungen Hainbuchen. Zudem wird sie alle zehn Jahre nach historischem Vorbild geschneitelt – eine „hanebüchene“ Arbeit.
Die Allee des Monats Juni steht somit auch repräsentativ für die Bedeutung der Alleen für unser kulturhistorisches Erbe und macht einmal mehr die Wichtigkeit ihres Schutzes und Erhalts deutlich. Dafür setzt sich auch das Projekt „Alleepaten für Niedersachsen“ ein. Das Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks aus Alleenpatenschaften, in dem sich Ehrenamtliche für die Alleen vor ihrer Haustür engagieren können, die nicht die Pflege und Aufmerksamkeit bekommen, wie die Hainbuchen-Allee des Monats Juni.