Der 100. Niedersachsentag des Niedersächsischen Heimatbundes findet vom 17. bis 18. Mai 2019 in Hildesheim statt.
Erfolgreicher 100. Niedersachsentag in Hildesheim
Der 100. Niedersachsentag des Niedersächsischen Heimatbundes wurde am 17. und 18.Mai sehr erfolgreich und mit grandiosen Reden in der Rosenstadt Hildesheim begangen.
Zum Auftakt fand in der VHS Hildesheim die Mitgliederversammlung mit turnusgemäß anstehenden Wahlen zum Präsidium des NHB statt. Zuvor berichteten Präsident Hansjörg Küster und Geschäftsführer Thomas Krueger von einem ereignisreichen und arbeitsintensiven Jahr, das die Arbeit des NHB und seiner Mitgliedsorganisationen zu stärken half. Als Fazit kann man festhalten, der NHB ist in Sachen Natur- und Kulturpflege ein starker, gut vernetzter Partner und Interessenvertreter für die Regionen Niedersachsens. Die nachfolgend präsentierten Tätigkeitsberichte der Fachgruppensprecher bestätigten dies.
Bei den Wahlen zum Präsidium wurde Präsident Prof. Dr. Hansjörg Küster ebenso einstimmig wiedergewählt wie als Vizepräsidenten Dr. Hans-Eckhard Dannenberg, Friedrich von Lenthe und Friedhelm Meyer; neu als Vizepräsident hinzugewählt wurde Dr. Johannes Janssen. Als Schatzmeister des NHB fungiert weiter Prof. Dr. Jörg Lahner, der den Mitgliedern auch eine solide Haushaltslage bescheinigen konnte. Weitere Mitglieder des NHB-Präsidiums sind die wiedergewählten Franz Buitmann und Sigmund Graf Adelmann sowie neu im Führungsgremium des Verbandes Prof. Dr. Heike Düselder und Anna Lisa Bister. Der Ausblick von Geschäftsführer Thomas Krueger auf die zukünftigen Aufgaben des NHB im kommenden Geschäftsjahr verspricht weiterhin eine gute Entwicklung für den Verband.
Nach einer kurzen Mittagspause folgte die mit Spannung erwartete Tagung „Heimat ist Vielfalt“ im Roemer-Pelizaeus-Museum. Nach den Begrüßungen von Landrat Olaf Levonen, Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und NHB-Präsident Prof. Hansjörg Küster hielt Kulturminister Björn Thümler ein Impulsreferat zum Thema. Das Hauptreferat hielt vor über 200 gespannten Zuhörern Prof. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung: „Heimat in flüchtigen Zeiten“ war eine mitreißende, ausgefeilte Rede. Prantl stellte fest, dass Heimat das ist, was Halt gibt, gerade in flüchtigen Zeiten. Dabei grenzt Heimat nicht aus, sondern bindet zusammen. Deshalb darf man die Heimat nicht denen überlassen, die damit Schindluder treiben und einen nationalistischen Populismus betreiben. Dieser hat ganz Europa nicht erst im 20. Jahrhundert Krieg und Verheerungen gebracht. Demgegenüber hat die Betonung der Gemeinsamkeiten den Völkern Europas über die Kriegsgräber hinweg bald 75 Jahre Frieden beschert, die längste Friedensperiode überhaupt. Deshalb gilt es gerade in Zeiten von Brexit und Nationalismus geradezu als Pflicht, die Europäer aufzuwecken und zu verteidigen, besonders bei den anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. Es gilt die Heimat der Zukunft zu verteidigen, denn Europa ist die Zukunft der friedlichen Völkerfamilie. Wobei für Prantl „Provinz die verkörperte Heimat“ ist: Die Erhaltung und Stärkung dieser Heimat ist die zentrale Aufgabe für Frieden in Freiheit. Doch das beschränkt sich nicht allein auf den Erhalt von Denkmälern. Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in den Städten und eine würdevolle Gesundheits- und Rentenpolitik, die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben in den Dörfern, die Sicherung der Grundversorgung und der soziale Zusammenhalt in Stadt und Land - das ist nach Heribert Prantl Heimatpolitik, die der „provinziellen Depression“ entgegenwirkt und damit den gefährlichen Nationalismen.
Nach dieser mit viel Applaus bedachten, fulminanten Rede wurde das Thema "Heimat ist Vielfalt" in einer Podiumsdiskussion mit Heimatmachern weiter diskutiert. Teilnehmer waren vom Kreisheimatbund Hildesheim Paloma Klages, vom Rüstringer Heimatbund Hans-Rudolf Mengers, Prof. Heribert Prantl, der Kultur- und „Heimat“-wissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schneider sowie der Heimatmacher Philip Witte-Markgräfe aus dem kleinen Dorf Woltershausen unter der Moderation von Martin Schiepanski von der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Die allseits gelobte Veranstaltung klang mit Wortbeiträgen und Fragen aus dem Publikum aus.
Der Abendempfang von Stadt und Landkreis Hildesheim im Literaturhaus St. Jacobi unterstrich mit dem Festvortrag von Axel Kahrs „Niedersachsens Heimat im vielfältigen Spiegel der Dichtung“ erneut, wie aktuell Heimat auch in der Literatur ist.
Der altbekannte Höhepunkt des Niedersachsentages ist stets die öffentliche Festversammlung mit der Übergabe der Roten und Weißen Mappe an und durch den Ministerpräsidenten Stephan Weil, die am zweiten Tag im Welterbe St. Michaelis stattfand.
Im vorangehenden ökumenischen Gottesdienst mit dem 71. Bischof von Hildesheim Dr. Heiner Wilmer SCJ und Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr hielt Pastorin Bahr eine nachdenkenswerte Predigt über Heimat. Kirchenmusikdirekor Helmut Langenbruch demonstrierte virtuos die Klangfülle der großen Orgel der Michaeliskirche. Die Festversammlung begrüßte NHB-Geschäftsführer Thomas Krueger mit einem kurzen Resümee des Vortages, bevor ein Podiumsgespräch, geleitet durch Dr. Hanns-Eckhardt Dannenberg mit den Gesprächsteilnehmern Landrat Levonen und Oberbürgermeister Dr. Meyer den Festakt einläuteten. Musikalisch begleitet wurde das Prozedere von brillanten Musikern aus Montenegro, Syrien und Iran vom Center of World Music der Universität Hildesheim und dem Global Board des Musikland Niedersachsen.
Von ihren persönlichen Heimatdefinitionen sprachen sehr eingängig NHB-Präsident Prof. Hansjörg Küster und Ministerpräsident Stephan Weil, von den Zukunftsvisionen und wegbereitenden Elementen, um eine Heimat in Vielfalt leben und erlebbar machen zu können. Zum Mappenaustausch selbst betonte der NHB-Präsident die Bedeutung der Digitalisierung auch für die Regionalforschung und die Verknüpfung von professioneller und ehrenamtlicher Regionalforschung im Sinne von Citizen Science. Er verwies auf den beklagenswerten Zustand von historischen Bahnhöfen wie Nordstemmen und Oldenburg sowie von Grab- und Ehrenmalen von NS-Opfern und forderte insbesondere eine weitere Verbesserung der Vermittlung regionalkundlichen Wissens in Schule du Lehre ein - ein Dauerthema des NHB. Ministerpräsident Weil dankte dem NHB und seinen vielen ehrenamtlichen Kräften für ihr großes Engagement zum Wohle des Landes. Besonders hob er das Engagement für die teils vernachlässigten Ehrenmale der NS-Opfer hervor.
Bevor Dr. Sabine Schormann sich bei allen Teilnehmern und Beteiligten, Helferinnen und Helfern namens des NHB bedanken konnte, lud Jens Kuraschinski, Bürgermeister der Stadt Wildeshausen, den NHB für das Jahr 2020 zum 101. Niedersachsentag am 22. und 23. Mai nach Wildeshausen ein.
Nach einem kleinen Mittagsimbiss ging es auf drei verschiedene Exkursionen, die allen Teilnehmern besondere Bereiche in Hildesheim und dessen Region näher brachten.
Der NHB freut sich schon jetzt auf eine ebenso schöne Feier nächstes Jahr in Wildeshausen unter dem Titel „Junge Heimat - lokales und regionales bürgerschaftliches Engagement in und für ländliche Räume“- dann nicht mehr mit "Rosen und Rüben" aus der Börde, sondern mit dem "Ackergold" von der Geest!
Die ROTE und die WEISSE MAPPE stehen als Download unter der Webadresse des NHB www.heimatniedersachsen.de zur Verfügung. Der Festvortrag von Axel Kahrs ist in „Der Heidewanderer“ der Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung Uelzen erschienen, 95. Jahrgang Nr. 20, 18. Mai 2019. Die Vorträge von Heribert Prantl sowie die Festansprachen von Ministerpräsident Stefan Weil und NHB-Präsident Hansjörg Küster sind auf dem NHB-Youtube-Kanal veröffentlicht.
Zum 100. Niedersachsentag erschien pünktlich unter dem Titel „100x Niedersachsentag. Nachhaltig - Handlungsfähig - Bewährt“ die Jubiläumsausgabe der Zeitschrift Niedersachsen Spezial als Nr. 1/2019 im Verlag www.culturcon.de .
Die Links zu den Vorträgen von Herrn Thümler und Herrn Prantl (100. Niedersachsentag - Veranstaltung Freitag) finden Sie hier. Leider können wir diese nicht in Papierform zur Verfügung stellen.
YouTube Links:
Prantl Vortrag:https://www.youtube.com/watch?v=AooLtcrfUec
Thümler Vortrag:https://www.youtube.com/watch?v=rsaFlec3XLg
Küster Vortrag:https://www.youtube.com/watch?v=A6S45cbgO1Y
Weil Vortrag:https://www.youtube.com/watch?v=sF8YUwIN0F8
Ansprechpartner:
Niedersächsischer Heimatbund e.V.
Thomas Krueger, Geschäftsführer
An der Börse 5-6 30159 Hannover
Tel.: 0511/368 12 51
Fax.: 0511/363 27 80
E-Mail: heimat@niedersaechsischer-heimatbund.de
