Jagd und Fischerei

Entenfang

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Ein Entenfang (auch Vogelkoje) ist ein Teich, von dem mehrere sich verengende Wassergräben (Pfeifen) ausgehen. Am Ende jeder Pfeife hat sich ein Käfig befunden, in denen die Enten gefangen wurden.

 

Kulturgeschichte:

Entenfänge dienten früher zur Versorgung mit Entenfleisch. Ein Beispiel ist der 1690 unter Herzog Georg Wilhelm im Herzogtum Celle angelegte Entenfang in Boye (Ldkr. Celle). Hier wurden z. B. 1853 während einer Fangsaison (Juli bis März) über 24.000 (!) Exemplare gefangen.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Entenfänge sind sehr selten. Wie in Schleswig-Holstein sind sie auch in Niedersachsen vor allem an der Küste und auf den Inseln zu erwarten.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Entenfänge werden von den Denkmalbehörden nicht erfasst. Den Naturschutzbehörden sind die Teiche zwar als Gewässerbiotope bekannt, oft jedoch nicht in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung. Daher sollten erhaltene Entenfänge bzw. deren Relikte dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Bruns & Vauk (1984), Knauer (1954), Küster (1995), Thielemann & Trum­mer (1988)

Entenfang in Boye/Celle, aus "Der Speicher - Heimatbuch für den Landkreis Celle


Entenfang bei Boye/Celle, östlicherFang (Foto: Florian Friedrich)

Entenfang bei Boye/Celle, östlicher Fang Innenansicht (Foto: Florian Friedrich)

Fischteich

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Künstliches Stillgewässer mit Ablassvorrichtung (Mönch) zur Fischzucht, meist für Karpfen oder Forellen. Der Teich wurde ausgehoben und/ oder in Tallage mit Hilfe eines  Damms aufgestaut. Zur Wasserversorgung diente meist ein Bach, seltener Regen- (Himmelsteich) oder Quellwasser (Quellteich). Bei manchen Teichanlagen konnte der Bach zum Schutz vor Hochwasser mit Hilfe eines Dammes um die Teiche herumgeleitet werden (Umflut). Karpfenteiche sind flach, nicht durchströmt und haben im Sommer eine Temperatur von über 20°. Forellenteiche sind kälter und tiefer und müssen ständig von Frischwasser durchflossen werden. Bauliche Anlagen können Fischerhütten und  häu­ser sowie Fischräuchereien sein.

 

Kulturgeschichte:

Als Erfinder der Fischteiche gelten die Römer. In Mitteleuropa hatte die Fischzucht im Mittelalter, v. a. im 14. und 15. Jh., einen ersten Höhepunkt. Es waren v. a. Klö­ster (daher „Mönch"), die fast ausschließlich Karpfen hielten, um damit zu handeln (Karpfen waren bis zu sechs mal teurer als Rindfleisch und 20 mal teurer als Brotgetreide) und die Versorgung in der Fastenzeit zu gewährleisten. Als nach der Reformation die Nachfrage nach Fisch sank, wurden viele Anlagen aufgegeben. Erst im 19. und 20. Jh., als die Fischzucht kein Privileg von Kirche und Adel mehr war, entstanden viele neue Fischteiche, v. a. zur Haltung von Forellen.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Karpfenteiche gab es vor allem dort, wo das Klima eine ausreichende Erwärmung des Wassers gewährleistete. Forellenteiche finden sich v. a. an Fließgewässern, die eine ausreichende und ständige Wasserversorgung sicher stellten.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Historische Fischteiche aus der Zeit vor dem 20. Jh. sollten dem NHB gemeldet werden. Manche enthalten kein Wasser mehr, sind aber in der Land­schaft an ihren ehemaligen Becken und Dämmen oder an der Umflut zu erkennen. Zur eindeutigen Bestimmung sollten historische Karten und andere Quellen hinzugezogen werden.

 

Literaturtipps: Riedel (1974)

Fischweg

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Technisches Bauwerk an einem Fließgewässer zur Überwindung von Höhenunterschieden; in Treppenform (Fischtreppe, Lachsleiter) oder als naturnahe Umgehungsrinne (Fischpass).

 

Kulturgeschichte:

Die ersten Fischwege kamen in Irland, England und Nordamerika zum Einsatz, um Lachsen den Aufstieg zu ihren Laichgewässern zu ermöglichen (Lachsleiter). In Deutschland sind sie seit etwa 1875 bekannt.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

landesweit, v. a. in steilem Gelände

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Historische Fischwege werden von den Denkmal- oder Naturschutzbehörden i. d. R. nicht erfasst und sollten dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Riedel (1974), Seligo (1926)

Fischzaun

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Fischzäune bzw. Fischwehre sind ortsfest im Gewässergrund verankerte Leitwerke zum Fischfang in Binnengewässern. Hierbei sind Pfähle in den Boden gerammt und mit Reisigbündeln, Flechtwerk, Stab- oder Rohrgittern zu einem labyrinthartigen Kammersystem angeordnet. Fischzäune und -wehre enden in einer Reuse, einer Fangkammer aus Draht- oder Korbgefecht, aus der die Fische nicht entweichen können.

 

Kulturgeschichte:

Der Fischfang mit Fischzäunen, -wehren und -reusen ist eine sehr alte und primitive Methode, die aber heute noch stellenweise angewandt wird. Die frühesten Anlagen gab es in Überschwemmungsgebieten von Flußauen. Seit dem Mittelalter wurden von Fischerinnungen und -zünften Schonvorschriften zum Erhalt der Fischbestände erlassen.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

In Binnengewässern; früher verbreitet, heute sehr selten.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Fischzäune, -wehre und -reusen sollten dem NHB ge­meldet werden.

 

Literaturtipps: Riedel (1974), Seligo (1926)

Aalfang am Hahnenbach, Rutenmühle, Ldkr. Heidekreis (Foto: Florian Friedrich)

Jagdhaus

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Jagdhäuser bzw. Jagdschlösser sind repräsentative Gebäude zum Jagdaufenthalt außerhalb einer Residenz. Die Bauweise richtet sich nach der jeweiligen Stilepoche und dem Nutzungszweck. Kleine Anlagen hatten lediglich Wohn- und Schlafräume sowie eine Küche, größere außerdem Nebengebäude zur Unterbringung von Personal, Gerät, Vorräten, Hunden und Pferden.

 

Kulturgeschichte:

Die Jagd war bis 1848 ein herrschaftliches Privileg und diente weniger zur Versorgung mit Wild, sondern war ein gesellschaftliches Ereignis. Danach ging das Jagdrecht an die Eigentümer der Flächen über. Ihren repräsentativen Charakter erhielten Jagdhäuser und -schlösser wohl erst seit ca. 1600 (Barock); zuvor waren Zweckbauten üblich.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Jagdhäuser gibt es vor allem in waldreichen Gebieten, z. B. Clemenswerth im Emsland, Nienover im Solling, Herzberg im Harz, Springe am Deister.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Jagdschlösser und -häuser werden von den Denk­malbehörden erfasst und ins Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgenommen.

 

Literaturtipps: Blüchel (1996), Lindner (1940), Möller (1984)

Jagdstern

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Kreuzungspunkt von Wegen oder Schneisen (Jagdschneise) in Waldgebieten (Sternbusch).

 

Kulturgeschichte:

Jagdsterne oder -schneisen wurden angelegt, um vom Kreuzungspunkt aus die Parforcejagd (Hetzjagd zu Pferde mit einer Hundemeute) beobachten zu können. Die Parforcejagd war als Zeichen höfischer Prunkentfaltung in der Renaissance und im Barock in Frankreich sehr verbreitet, erreichte aber in Deutschland - zumal in Norddeutschland - nie eine vergleichbare Blüte. Die Parforcejagd ist seit 1933 in Deutschland verboten, in England und Frankreich aber noch sehr beliebt.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Weil die Parforcejagd hierzulande wenig ausgeübt wurde, sind in Niedersachsen nur wenige Jagdsterne und -schneisen zu erwarten. Ein Beispiel ist der Jagdstern von Schloß Clemenswerth, Ldkr. Emsland.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Jagdsterne und -schneisen werden i. d. R. nicht von den Denkmal- oder Naturschutzbehörden erfasst und sollten daher dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Blüchel (1996), Haseder & Stinglwagner (1984), Lindner (1940)

Tilemannseiche auf vermutetem Jagdstern, bei Weyhausen, Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

Saufang

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Mit zwei Eingängen ausgestattete Vertiefung (ca. 10-15 m Durchmesser) in Waldgebieten zum Fangen von Wildschweinrotten. Meist handelt es sich um Kuhlen, deren Böschungen mit Palisadenzäunen befestigt waren, vereinzelt auch um Wallanlagen.

 

Kulturgeschichte:

Die Jagd auf Wildschweine mit Saufängen ist eine sehr alte, heute verbotene Methode, um v. a. nahegelegenes Ackerland vor Schäden durch Wildschweinrotten zu schützen. Nach dem II. Weltkrieg lebte sie mangels Schusswaffen kurzzeitig wieder auf. Regelmäßig ausgelegtes Futter lockte die Rotte an und gewöhnte sie, bis sie sich durch gleichzeitiges Verschließen der beiden Eingänge fangen und erlegen ließ.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

V.a. in größeren Waldgebieten

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Saufänge wurden bislang nicht erfasst und sollten dem NHB gemeldet werden

 

Literaturtipps: Blüchel (1996), Haseder & Stinglwagner (1984), Lindner (1940)

Tiergarten

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Ein Tiergarten (Gehege, Gehäge, Wildpark) ist eine mit Zäunen, Mauern oder dichten Wallhecken umfriedete Waldfläche zur Haltung von jagdbarem Wild. Häufig weisen die Bäume im unteren Bereich Spuren von Wildverbiss auf.

 

Kulturgeschichte:

Tiergärten dienten zur Vorhaltung von Wild für die jagdliche Erbauung ihrer i. d. R. adeligen Eigentümer. Sie sollten auch die Belastungen der Jagd für die landbewirt­schaftende Bevölkerung auf eben diese Fläche konzentrieren. Mit dem Verlust adliger Privi­legien (seit 1848 bzw. 1918) wurden Tiergärten aufgelöst, was häufig der Ausgangspunkt für die Begründung von Freilandpopulationen von Wild (z. B. Damwild) war. Tiergärten sind seither oft in Parkanlagen übergegangen.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Tiergärten waren relativ verbreitet. Heute sind viele ehemalige Tiergarten Naherholungsgebiete.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Historische Tiergärten sind in vielen, aber nicht in allen Fällen den Denkmalbehörden bekannt und bei entsprechender Bedeutung ins Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgenommen worden. Einzelne Anlagen können dabei übersehen worden sein und sollten dem NHB gemeldet werden. Hinweise auf Tiergärten können Flur- oder Straßennamen geben.

 

Literaturtipps: Blüchel (1996), Haseder & Stinglwagner (1984), Lindner (1940)

Umwallung Hasengehege Jagdschloss Weyhausen, Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

Vogelherd

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Vogelherde (auch Dohlenstiege) sind zum Vogelfang aufgelichtete Waldschneisen oder Baumkronen, die Vögeln geschützte Rastmöglichkeiten vortäuschen sollten, um sie dort mit Leimruten zu fangen.

 

Kulturgeschichte:

Das Fangen von Vögeln diente der ländlichen Bevölkerung zur Ergänzung ihrer Ernährung. Mit Verbesserung der Wirtschaftsbedingungen wurde die Methode zu Beginn des 20. Jh. aufgegeben.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Vogelherde hat es z. B. im Harz gegeben. Relikte sind v. a. in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten zu erwarten, wo die Vogeljagd relativ lange ausgeübt wurde.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Heute noch sichtbare Spuren von Vogelherden beschränken sich auf Waldschneisen; künstlich aufgelichtete Baumkronen dürften sich demgegenüber wieder gefüllt haben. Sie wurden bislang kaum erfasst und sollten dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Küster (1995)

Umwallung Finkenherd, Celle/Lachtehausen (Foto: Florian Friedrich)

Umwallung Finkenherd, Celle/Lachtehausen (Foto: Florian Friedrich)

Wildacker

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Wildäcker bzw. Wildwiesen sind i. d. R. kleine, mit Getreide, Hackfrüchten oder Gras kultivierte Flächen inmitten von Wäldern. Zum Schutz der Kultur in der Anwuchsphase waren sie zeitweise mit Wällen, heute mit Zäunen eingefriedet.

 

Kulturgeschichte:

Wildäcker gibt es seit dem 18. Jahrhundert, fanden aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemeine Verbreitung. Sie dienen der Verbesserung des Nahrungsangebotes des Wildes, das dadurch von land- oder forstwirtschaftlichen Kulturen abgelenkt werden soll. Vorläufer der Wildäcker sind Brunftäcker, auf denen man Rot- oder Damwild zur Brunftzeit an typische Wildackerfrüchte (Kartoffeln, Lupinen, Rüben, Hafer) zu binden versuchte.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Die Verbreitung historischer Wildäcker ist unbekannt.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Wildäcker und -wiesen werden von den Behörden i. d. R. nicht erfasst. Historische Exemplare sollten dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Küster (1995)

Wolfsgrube

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Wolfsgruben waren Fangeinrichtungen für Wölfe und bestanden aus ca. 4 m tiefen Erdlöchern mit steilen, z. T. durch Bohlen gestützten Wänden.

 

Kulturgeschichte:

Wölfe wurden Jahrhunderte lang als Schädlinge der Viehhaltung betrachtet und in Niedersachsen schließlich ausgerottet. Dabei war die Anlage einer Wolfsgrube eine weit verbreitete und bewährte Methode. Die Grube wurde mit Zweigen und Laub verdeckt. Entweder man trieb den Wolf hinein oder lockte ihn mit Aas oder hinter der Grube angebundenen Schafen an.

 

Vorkommen/ Verbreitung:

Vorkommen von Wolfsgruben sind z. B. im Solling in der Nähe von Silberborn, Ldkr. Holzminden, bekannt.

 

Erfassung/ Gesetzlicher Schutz:

Erkennbare Wolfsgruben sollten dem NHB gemeldet werden.

 

Literaturtipps: Blüchel (1996), Haseder & Stinglwagner (1984), Lindner (1940)

 

Wolfskuhle bei Winsen/Aller, Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

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