Merkmale, Morphologie, Typologie:
Verschließbarer Durchlass im Deich zur Entwässerung des eingedeichten Landes. Bei Ebbe öffnen sich die Sieltore durch die Strömung, und das Wasser fließt aus dem Hauptvorfluter (Tief, Sieltief, siehe auch →Graben) ins Meer. Bei Flut werden die Tore durch den Druck des auflaufenden Wassers automatisch geschlossen. In der Regel fließt das Wasser durch eine Art Tunnel, offene Siele sind selten, sie kommen am ehesten in Zusammenhang mit Häfen vor.
Kulturgeschichte:
Siele wurden im Zuge der Eindeichung (13. Jh.) notwendig. Die ersten Siele waren provisorisch verschließbare Röhren, sie wurden im 14. Jh. durch Klappensiele, im 15. Jh. durch Torsiele ersetzt. Seit dem 17. Jh. wird der bis dahin mit einer Holzkonstruktion gesicherte Durchlass gemauert. An neuzeitlichen Sielen entstanden als Umschlagplatz von der See- zur Binnenschiffahrt Sielhäfen.
Vorkommen / Verbreitung:
Im gesamten küstennahen Marschgebiet. In Flussmarschen kommen noch zahlreiche kleinere Siele der direkt in den Fluss mündenden kleineren Wasserläufe vor.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Historische Siele werden von der Denkmalpflege erfasst (Brettschneider & Nieße 1982). Kleinere Siele in der zweiten Deichlinie oder in den Flussmarschen können dabei unberücksichtigt geblieben sein und sollten dem NHB oder den Denkmalbehörden gemeldet werden.
Literaturtipps:
Lüders & Lück (1976), Ohling (1963), Rast (1996)