Merkmale, Morphologie, Typologie:
Eine Rottekuhle (auch Flachsteich, Flachsröste) ist ein kleinflächiges (20 – 100 m2) und i. d. R. flachgründiges Gewässer. Gebräuchlich waren kleine Teiche und Kuhlen, Bäche, Gräben oder aus mehreren aneinandergereihten Rottekuhlen bestehende Gemeinschaftsanlagen.
Kulturgeschichte:
Die Herstellung von Leinen hatte in weiten Teilen Niedersachsens jahrhundertelang große Bedeutung. Ein wichtiger Arbeitsschritt war Rotten oder Rösten der Flachs- bzw. Leinpflanzen. Dabei wurden die Stengel entweder auf Wiesen ausgebreitet (Tauröste) oder zum Aufweichen in Rottekuhlen gelegt. Bei beiden Methoden ließen sich die langen Leinfasern nach einigen Wochen leicht vom Stengel lösen und wurden in zahlreichen weiteren Arbeitsgängen zu Leinen weiterverarbeitet. Ein Arbeitsgang war das Bleichen, wobei das Leinen tagelang auf einer Wiese (Bleiche) ausgelegt wurde. In einer →Bleichhütte wohnte ein Knecht, der die Leinenstücke zu bewachen und mit Wasser zu benetzen hatte. Je nach Güte wurde Leinen eingeteilt in Tisch-, Haushalts- oder Sackleinen. Wegen erheblicher Geruchs- und Gewässerverunreinigungen sind bereits aus dem 17. Jh. Edikte zum Schutz der Gewässer vor den Schäden des Flachsrottens bekannt, die u. a. zum Schutz der Fischereinutzung erlassen wurden.
Vorkommen / Verbreitung:
Die Leinenherstellung erfordert neben Wasservorkommen zur Aufbereitung recht gute Bodenverhältnisse für den Anbau von Lein und war in Niedersachsen v. a. in Börden, im Hügelland oder in fruchtbaren Gebieten der Geest verbreitet. Rottekuhlen gab es dort an fast jedem Hof bzw. in jedem Dorf. Nach Aufgabe der historischen Nutzung sind viele verlandet oder wurden verfüllt. Heute sind sie, gemessen an ihrer früheren Häufigkeit, sehr selten geworden.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Rottekuhlen werden i. d. R. nicht erfasst und sollten dem NHB gemeldet werden. Als Kleingewässer können sie bei entsprechender Ausprägung die Merkmale eines besonders geschützten Biotop nach § 28a NNatG erfüllen.
Literaturtipps:
Bauer (1999), Freckmann et al. (1979), Hermann (o. J.), Küster (1995), Krüger (1986)