Merkmale, Morphologie, Typologie:
Ein Plaggenesch ist ein Acker, auf den Plaggen (Bodenstücke mitsamt Bewuchs) aufgetragen wurden. Dadurch kann das Bodenniveau im Lauf von Jahrhunderten bis zu einem Meter hoch angewachsen sein. Der charakteristische Höhenunterschied zur Umgebung ist am besten an den Ackerrändern zu erkennen, die bei bester Ausprägung steil ansteigend sind, wodurch der Plaggenesch einem Uhrglas gleicht. Die Bezeichnung Esch wird häufig synonym zu Altacker verwendet, kann also auch den ältesten Acker eines Hofes oder einer Siedlung meinen.
Der Abbau der Plaggen (Plaggenmatt) fand sowohl in den →Gemeinheiten als auch auf privatem Grund statt. Während sich der Abbau in den ausgedehnten Gemeinheiten auf die Fläche verteilte und i. d. R. keine offensichtlichen Spuren zurückließ, hat der Abbau auf den wesentlich kleineren privaten Flächen das Relief zum Teil dauerhaft verändert. Häufig wurde in feuchten langgestreckten Senken abgeplaggt, bevorzugt an deren Flanken, um die Sohle der Senke und dadurch ihre Bodenfeuchtigkeit auszugleichen. Der Querschnitt der Senke, die oft gleichzeitig als →Bewässerungswiese genutzt wurde, wandelte sich dadurch vom V- zum U-Profil. Ein besonders deutlicher Höhenunterschied tritt zu Tage, wo direkt an die Senke ein Plaggenesch angrenzt.
Kulturgeschichte:
Bei der Plaggendüngung wurden Plaggen in mühevoller Handarbeit durch Stechen mit einer speziellen Hacke abgetragen und auf den Acker aufgebracht. Ggf. wurde das Material einige Wochen lang als Stallstreu verwendet und so mit Dung angereichert. Dies war eine uralte Methode, um die Fruchtbarkeit des Ackerlandes dauerhaft zu erhalten. Plaggendüngung war spätestens seit dem 8. Jh. in Nordwestdeutschland, Dänemark und den Niederlanden verbreitet und machte den sonst üblichen Fruchtwechsel (z. B. Dreifelderwirtschaft) entbehrlich. Ohne sie wäre der in Nordwestdeutschland übliche „ewige Roggenanbau“ nicht möglich gewesen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Plaggendüngung mit Einführung des Mineraldüngers zurück und kam seit den 1950er Jahren zum Erliegen.
Vorkommen / Verbreitung:
In Niedersachsen konzentrierte sich das Düngen mit Plaggen v. a. auf die westliche Landeshälfte, östlich der Weser wurde erst in der Neuzeit und auch nur vereinzelt geplaggt.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Plaggenesche und Plaggenabbaustellen, die in der Landschaft deutlich als solche zu erkennen sind oder die für die lokale Kulturgeschichte von Bedeutung sind, sollten dem NHB gemeldet werden.
Hinweise auf Plaggenesche geben nach Eckelmann (1980) historische Landkarten: Demnach handelt es sich bei einer Parzelle, die vor 200 Jahren in typischen Plaggendüngungsgebieten als Acker kartiert wurde, mit großer Sicherheit um einen Plaggenesch. Auch in der Bodenübersichtskarte 1:50.000 (BÜK 50) des Nds. Landesamtes für Bodenforschung sind Plaggenesche erfasst. Im Gelände lassen sie sich v. a. an ihren steilen, bis zu einem Meter hohen Ackerrändern erkennen oder durch Bodenproben nachweisen.
Ehemaliger Plaggenabbau kann sich durch ein typisches Bodenprofil im Gelände abzeichnen; oft sind die beiden parallelen Steilkanten der Senken bereits in topographischen Karten (1:25.000) verzeichnet.
Literaturtipps:
Aldag et al. (1983), Eckelmann (1980), Ostmann (1993)