Obstwiese

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Flächig (Obst- oder Baumgarten), in Reihe (Obstbaumallee) oder an einem Gerüst (Spalierobst) wachsende Obstbäume. Oft wird die Fläche zugleich als Wiese (Obstwiese) oder (Jungvieh-)Weide (Obstweide) genutzt. Bei der Streuobstwiese stehen die Obstbäume ohne geometrische Ordnung zueinander.

Obstwiese in Rühle, Ldkr. Holzminden (Foto: Christian Wiegand)

 
 
 
 
 
 

Obstwiese, Ldkr. Holzminden (Foto: Hilko Linnemann)

 

Obstwiese Arholzen, Ldkr. Holzminden (Foto: Annette Jeschke)

 

Kulturgeschichte:

Obstanbau hatte für die Ernährung und Vitaminversorgung der Bevölkerung jahrhundertelang eine große Bedeutung. In Deutschland gab es im 19. Jh. 800 Apfelsorten, die an die jeweiligen regionalen Standortverhältnisse angepasst waren (Resistenz gegen Spätfrost, Wind, Schorf, Mehltau, Anpassung an Wasser- und Nährstoffkapazität, an Tief- oder Flachgründigkeit, an Bodendurchlüftung usw.). Eine der ältesten Apfelsorten ist der Gute Graue bzw. Borsdorfer Apfel, der auf Züchtung von Zisterziensermönchen zurückzuführen ist. Heute gibt es in Deutschland noch etwa 35 gängige Apfelsorten.

Zur Konservierung konnte das Obst in Brotback- oder →Dörröfen getrocknet oder – bei geeigneten Apfelsorten – in Kellern gelagert werden. In vielen Gebieten bot der Verkauf von Obst auf städtischen Märkten Bauern ein wirtschaftliches Standbein. Heute wird Obst nur noch in besonders begünstigten Regionen intensiv angebaut (z. B. im Alten Land), im Übrigen dient es der Selbstversorgung.

Vorkommen / Verbreitung:

Obstanbau war und ist landesweit verbreitet. In vielen Fällen bilden Obstwiesen und -alleen den Übergang vom Dorf in die Feldflur. Vor allem Streuobstwiesen mit alten Obstsorten und mit Hochstämmen unterschiedlichen Alters werden selten.

Erfassung / Gesetzlicher Schutz:

Obstwiesen, die historische Merkmale aufweisen (z. B. überwiegend Hochstämme, Vielfalt an Altersklassen, Vielfalt an Obstarten und -sorten oder Vor­kommen alter Obstsorten) sollten dem NHB gemeldet werden.

Literaturtipps: 

Engelbrecht (1899), Küster (1995), Landschaftsverband Rheinland (2001), Lucke et. al. (1992), Weller (1984), Wöbse (1998)