Merkmale, Morphologie, Typologie:
Verkehrsweg für Schiffe zwischen natürlichen Gewässern. Kanäle können auch zur Ent- oder Bewässerung dienen oder als Flutkanal durch Umleitung von Fließgewässern zum Hochwasserschutz. Ein Kanal als Schifffahrtsweg muss ausreichend breit sein oder Ausweichstellen aufweisen, damit zwei Schiffe einander passieren können. Höhenunterschiede im Gelände werden mit Hilfe von →Schleusen oder Schiffshebewerken überbrückt. Fleete sind schiffbare Kanäle innerhalb von Städten (niederländisch Gracht) oder größere Entwässerungsgräben im Marschland. Ein Fehnkanal (auch Wiek) dient der Erschließung einer Moorkolonie. Ein den Kanal kreuzendes Fließgewässer wird in einem Düker, eine unterirdische Rohrleitung, unter dem Kanal hindurch geführt (Prinzip der kommunizierenden Röhren).
Kulturgeschichte:
Vor allem in ebenen Marschgebieten gehören Kanäle und →Tiefs zu den häufigsten und prägendsten Landschaftselementen. Seit dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit dienen sie dort nicht nur der Entwässerung, sondern ermöglichen auch einen küstenparallelen Schiffsverkehr. Die bedeutendsten niedersächsischen Kanäle der jüngeren Geschichte sind der Ems-Jade-Kanal (1880-87), der Dortmund-Ems-Kanal (1892-99), der Mittellandkanal (1906-16 und 1918-38) und der Elbeseitenkanal (1976). Historische Flutkanäle sollten vor allem Stadtzentren vor Überschwemmungen schützen, z. B. der Schnelle Graben in Hannover (1651) oder der Fuhsekanal bei Celle (1766-69). Ein bedeutender Bewässerungskanal ist z. B. der Meliorationskanal bei Bruchhausen-Vilsen (1882-89), mit dem fruchtbares Weserhochwasser zur Düngung herbeigeführt wurde.
Vorkommen / Verbreitung:
Kanäle sind in Niedersachsen v. a. in ebenen Gebieten der norddeutschen Tiefebene verbreitet.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Historische Kanäle und deren Einrichtungen (Wehre, Schleusen) werden nur in Einzelfällen von den Denkmalbehörden erfasst. Sie sollten dem NHB gemeldet werden.
Literaturtipps:
Groth (1944), Küster (1995), Ohling (1963)