Merkmale, Morphologie, Typologie:
Gedrängte, unregelmäßige Anordnung mehrerer Bauernhöfe umgeben von einer verhältnismäßig ausgedehnten, unbesiedelten Flur. Die Höfe stehen trotz der Enge meist isoliert, haben i. d. R. unregelmäßige Grundrisse und sind von engen, winkligen Straßen, Gassen und Zufahrten durchzogen. Man unterscheidet zwischen großen geschlossenen und kleinen lockeren Haufendörfern. Eine besondere Form des Haufendorfes ist das Sackgassendorf. Es hatte ursprünglich eine umschließende Wallhecke und nur einen mit einem Schlagbaum zu sperrenden Zugang, von dem aus die Hofstellen zu erreichen waren.
Kulturgeschichte:
Haufendörfer entwickelten sich häufig aus Drubbeln. Durch Hofteilung und absplitterung oder durch Zuzug aus Wüstungsgebieten haben sich die Hofstellen stark vermehrt, solange die agrare Tragfähigkeit dies zuließ. Weil die Besiedlung der umgebenen wertvollen Landwirtschaftsflächen tabu war und von Grundherrn nicht gestattet wurde, fand eine Verdichtung des Dorfkerns statt.
Vorkommen / Verbreitung:
In fruchtbaren Gebieten (Südniedersachsen, Calenberger Land, Braunschweig-Hildesheimer Lößbörde) herrschen große, geschlossene Haufendörfer vor. In nährstoffärmeren Geestgebieten überwiegen kleine lockere Haufendörfer. Sackgassendörfer traten ursprünglich v. a. in der Hildesheimer Lößbörde auf.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Haufendörfer werden von den Denkmal- oder Naturschutzbehörden nur selten erfasst. Ihre typische Siedlungsstruktur sollte im Rahmen der Landschaftsplanung erfasst und ihre Erhaltung durch die Bauleitplanung gewährleistet werden. Im Luft- oder Kartenbild lassen sie sich gut erkennen.
Literaturtipps:
Lienau (1997), Seedorf & Meyer (1996)