Merkmale, Morphologie, Typologie:
Gegrabene, linienförmige Vertiefung zur Ab- oder Zuleitung von Wasser. Je nach Funktion unterscheidet man Bewässerungsgräben zur Wasserzuführung (→Rieselwiese) und Entwässerungs- bzw. Drainagegräben (Vorfluter; in der Marsch: Tief oder Leide) zur Entwässerung feuchter Gebiete. Daneben gibt es Mühlgräben, Pochgräben und andere Gräben zur Versorgung von Wasserkraftanlagen, →Flößgräben zum Transport gefällter Baumstämme, Grenzgräben (auch in Verbindung mit →Landwehren) zur Abgrenzung von Herrschaftsbereichen oder Gräften als Wassergraben rings um Schlösser und Parkanlagen.
Kulturgeschichte:
Die kulturgeschichtliche Bedeutung eines Grabens hängt ab von Art und Alter der früheren Nutzung. Gräben können z. B. Relikte historischer Wirtschaftsweisen (z. B. Wiesenberieselung, Flößerei) oder Zeugnisse der Kultivierung von Hoch- und Niedermooren sein (→Hochmoorkultur und →Moordammkultur). Besondere Beachtung verdient das Oberharzer Wasserregal, ein System aus 500 km Gräben und über 120 Teichen zur Versorgung der wasserradgetriebenen Pumpen, Eisenhämmer u. v. m.
Vorkommen / Verbreitung:
Entwässerungsgräben zählen v. a. in Feuchtgebieten zu den prägenden Landschaftselementen. Bewässerungsgräben, Mühlgräben, Grenzgräben und Flößgräben haben ihre Funktion vielerorts verloren und sind überprägt, verlandet oder zugeschüttet.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Gräben mit Bedeutung für den Naturschutz werden i. d. R. durch die Naturschutzbehörden erfasst. Kulturgeschichtliche Bedeutungen von Gräben sind den Denkmal- oder Naturschutzbehörden nur in Einzelfällen bekannt und sollten daher dem NHB gemeldet werden.
Literaturtipps:
Groth (1944), Küster (1995), Schmidt (1989), Schröder (1950)