Gemeinheit

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Die Gemeinheit (auch Mark, Meine, süddt. Allmende) war das gemeinschaftlich von den Bauern eines Ortes genutzte Land, z. B. zum Holzschlagen, Viehweiden oder Plaggenstechen. Gemeinheiten bestanden daher i. d. R. aus →Hu­de­wald, →Heiden, →Triften, →Angern oder Weiden, die in Relikten noch erhalten sein können.

Kulturgeschichte:

Das Prinzip der Gemeinheiten im Sinn der gemeinsamen Landnutzung ist seit dem Mittelalter bekannt, existierte möglicherweise aber schon viel früher. Rechte und Pflichten der Bauern konnten von Dorf zu Dorf verschieden sein. Meist durften ältere Höfe einer Dorfgemeinschaft die Gemeinheit intensiver nutzen als jüngere. Im Laufe der Jahrhunderte sind Teile der Gemeinheit immer wieder auch in privaten Besitz übergegangen (z. B. durch die Anlage umwallter →Kämpe), wodurch sich die Fläche allmählich verkleinerte. Einher mit der Nutzung der Gemeinheiten ging oft ihre Verwüstung; hinsichtlich der überweideten Wälder sprach man z. B. von ,,Markkrebs“. Dieser Missstand war Anlass vieler Gemeinheits- und Markenteilungen, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis etwa 1870 überall in Niedersachsen in Eigenregie oder von behördlichen Kommissionen in langwierigen Prozessen durchgeführt wurden.

Die Folge der Gemeinheitsteilungen war eine starke Veränderung des Landschaftsbildes. Bislang war die Landschaft gekennzeichnet von einer kleinteiligen Mischung unterschiedlichster Landschaftselemente und von allmählichen Übergängen zwischen Weide- und Hol­zungsflächen. Nun wurden die neu zugeteilten Parzellen von ihren Besitzern mit →Wall­hecken oder →Gräben umgrenzt, und es entstanden geradlinige Wege und abrupte Übergänge zwischen Feldflur und Wald. Viele kleinere Landschaftselemente wie Sümpfe, Hecken oder Haine sind im Zuge dessen verschwunden.

Vorkommen / Verbreitung:

Das Prinzip der Gemeinheiten war in ganz Niedersachsen und Deutschland verbreitet, wurde jedoch spätestens im 19. Jh. abgeschafft.

Erfassung / Gesetzlicher Schutz:

Von der ehemaligen Gemeinheitennutzung sind i. d. R. nur einzelne Relikte sichtbar. Zu ihrer Erfassung siehe →Heiden, →Hude­wälder, →Hude­bäume oder →Triften.

Literaturtipps:

Born (1989), Golkowsky, (1966), Küster (1995 und 1998), Pott & Hüppe (1991), Werth (1954)