Eisenbahngebäude

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Hier werden solche Gebäude zusammengefasst, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Eisenbahnbetrieb stehen (außer →Bahnhof). Nach Funktion und Bauweise lassen sich unterscheiden:

  • Lokschuppen: Gebäude zum Abstellen und Warten von Lokomotiven. Ihre Größe reicht vom kleinen Gebäude für eine Lokomotive über die mehrständige rechteckige Anlage bis zum großen Ringlokschuppen mit einer in der Mitte gelegenen Drehscheibe. Lokschuppen sind i. d. R. zusammen mit der gesamten Eisenbahnanlage (seit 1830er Jahre) entstanden.
  • Güterschuppen: Anlage zum Umschlag bzw. zur Lagerung von Gütern, die auf der Eisenbahn transportiert werden. Meist sind Güterschuppen Teile oder Nebengebäude von (Güter )Bahnhöfen. Die ältesten Anlagen stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
  • Stellwerk: Auf freier Strecke oder an Bahnhöfen gelegene Gebäude zur ferngesteuerten Bedienung von Signalanlagen und Weichen. Meist sind Stellwerke zweigeschossig, wobei im Obergeschoss das Bedienpersonal und im Untergeschoss die Steuerungstechnik untergebracht ist. Stellwerke fanden erstmals in England zum Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Anwendung und verbreiteten sich danach im übrigen Europa. Das erste Stellwerk in Niedersachsen ist im Bereich des Bahnhofs Börßum im Landkreis Wolfenbüttel um 1870 nachzuweisen. Die heute noch erhaltenen ältesten Stellwerke stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende und arbeiten noch mit einer rein mechanischen Technik (Hebelwerke mit Gegengewichtseinrichtungen). Die Nachfolgegeneration der 1920er und 1930er Jahre benutzt bereits die elektromechanische Schalttechnik, während moderne Stellwerke rein elektrisch bzw. elektronisch funktionieren.
  • Bahn-/ Schrankenwärterhaus: In der Regel kleinere Gebäude („Häuschen“), die in regel­mäßigen Abständen entlang der Eisenbahnstrecke bzw. an Bahnübergängen errichtet wurden. Bahn- bzw. Schrankenwärterhäuser dienten der Sicherung von Streckenabschnitten bzw. von Übergängen und waren während des Bahnbetriebes ständig mit Personal besetzt. Sie zählen mit zu den ersten Eisenbahnbauten, weil sie für die Sicherheit entlang der Strecke wichtig waren. Mit Weiterentwicklung der Eisenbahntechnik (Te­legraphie, Elektrizität) sind sie in vielen Fällen überflüssig geworden.

Lokschuppen am Eisenbahnwerk Bodenwerder, Ldkr. Holzminden (Foto: Hilko Linnemann)

 
 
 

Eisenbahnwerk Bodenwerder, Ldkr. Holzminden (Foto: Hilko Linnemann)

 
 
 

Kulturgeschichte:

siehe Merkmale

Vorkommen / Verbreitung:

Stellwerke, Lok- und Güterschuppen sind in ihrem Bestand i. d. R. Regel landesweit verbreitet. Die Zahl der Bahn- und Schrankenwärterhäuser geht deutlich zurück.

Erfassung / Gesetzlicher Schutz:

Eisenbahnbetriebsgebäude sind in vielen Fällen von der Baudenkmalpflege erfasst worden, v. a. innerhalb von Siedlungen. Abseitige Gebäude (v. a. Bahn- und Schrankenwärterhäuser, in Einzelfällen auch Stellwerke) an Neben-, Klein- oder stillgelegten Bahnstrecken kön­nen dabei übersehen worden sein und sollten dem NHB gemeldet werden.

Literaturtipps: 

zu Stellwerken: Preuß (1996)