Merkmale, Morphologie, Typologie:
Örtlichkeit innerhalb einer Siedlung. Je nach Zweck unterscheidet man:
- Versammlungs-, Tanz- oder Festplatz: Ort der Dorfgemeinschaft für Veranstaltungen, oftmals mit Bäumen (z. B. Linden) umstanden (Baumkranz), manchmal mit einem →Tanzbaum.
- Tie, Thie, The, Ty oder Tigge (Ostfriesland): Historischer Versammlungsort einer Dorfgemeinschaft, wo dörfliches Recht (Sitte) besprochen wurde, i. d. R. zentral an der Kirche oder an einer Straßenkreuzung gelegen, oftmals erhöht, ummauert und/ oder durch Großbäume (→ Tielinde) betont. Der Tie ist nicht zu verwechseln mit dem → Thing, an dem die höhere Gerichtsbarkeit ausgeübt wurde.
- Anger: Gemeinschaftliche, meist längliche Grasfläche am Rande oder inmitten eines Dorfes (→ Platzdorf); früher als Weide oder für Veranstaltungen genutzt (Pfingstanger), heute oft bebaut oder gepflastert.
Kulturgeschichte:
Der Platz eines Dorfes ist i. d. R. so alt wie das Dorf selbst. Er war und ist Versammlungsort und Treffpunkt, hier finden z. B. Kirmes und Schützenfest statt. Er ist sichtbarer Ausdruck einer Jahrhunderte alten Tradition.
Vorkommen / Verbreitung:
Ties, Tanz- oder Festplätze sind in ganz Niedersachsen bekannt. In Südniedersachsen hatte sogar beinahe jedes Dorf einen Tie. Anger treten in Verbindung mit Angerdörfern, also v. a. östlich der Elbe auf.
Erfassung / Gesetzlicher Schutz:
Dorfplätze werden nur in Einzelfällen von der archäologischen oder von der Baudenkmalpflege erfasst und bei besonderer Bedeutung ins Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgenommen. Sie sollten daher dem NHB gemeldet werden.
Literaturtipps:
Möller (1984), zu Tie: Bischoff (1971)