Deich

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Langgestreckter wall- bzw. dammartiger Erdkörper entlang einer aktuellen oder – bei Schlafdeichen – einer früheren Uferlinie. Früher bestanden Deiche ausschließlich aus Klei, der in →Pütten gewonnen wurde, heute besitzen sie einen Sandkern mit Kleimantel und sind teilweise durch eine Steinpackung o. ä. befestigt. Deiche an der Meeresküste sind Seedeiche, solche an Flüssen heißen Flussdeiche. Schlafdeiche sind historische Deiche, die durch die seewärtige Anlage eines neuen Deiches ihre Funktion weitgehend verloren haben (siehe Abb. in Kap. 1.3.3). Achterdeiche schüt­zen tiefliegendes Marschland vor Überflutungen aus der höhergelegenen Geest. Schardeiche sind Deiche ohne Vorland, d. h. sie liegen unmittelbar am Watt oder am Wasser und sind mit Steinpackungen befestigt. Ein Wasserlauf kreuzt den Deich durch ein →Siel, eine Straße durch einen Deichschart (auch Stö­pe), dessen Stirnseiten i. d. R. durch Mauern aus Beton oder Ziegelsteinen gesichert sind.

Schlafdeich bei Oldendorf, Ldkr. Wittmund (Foto: Axel Heinze)

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mittelalterlicher Deich, Gemarkung Engerhafe, Ldkr. Aurich (Foto: Axel Heinze)

 
 
 

Flussdeich „Allerdamm Bannetze“, Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

 
 
 
 

Deich an der Aller in Winsen. Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

 

Schlafdeich Westerburer Polder, Ldkr. Aurich (Foto: Axel Heinze)

 

Flußdeich an der Leda, Ldkr. Leer (Foto: Susanne Sander-Seyfert)

 

Kulturgeschichte:

Die ersten Deiche waren ab 1100 n. Chr. sog. Ringdeiche, die mehrere →Wurten miteinander verbanden und das dazwischen liegende Land umschlossen. Indem abschnittweise eingedeichte Gebiete miteinander verbunden wurden, entstand im 13. Jahrhundert allmählich die Seedeichlinie, die die gesamten Marschgebiete der Nordseeküste schützte. Da Deiche die natürliche Entwässerung des eingedeichten Landes bei Hochwasser unterbinden, musste man →Siele, →Gräben und →Schöpfwerke anlegen. Außerhalb der Deichlinie wurden durch Landgewinnung immer wieder neue Flächen hin­zugewonnen, die durch neue Deiche zu schützen waren. Die alten Deiche fielen dabei oft der Gewinnung von Kleimaterial zum Opfer.

Vorkommen / Verbreitung:

Deiche prägen die Landschaft entlang der Nordseeküste und an den Auen der großen Flüsse Elbe, Weser und Ems sowie an deren Nebengewässer.

Erfassung / Gesetzlicher Schutz:

Historische Deiche sind vielerorts von den archäologischen Denkmalbehörden erfasst und vom NLD ins Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgenommen. Einzelne Deiche und Deichscharts können dabei übersehen worden sein und sollten dem NHB gemeldet werden.

Literaturtipps:

Janßen (1992), Kramer (1989), Kramer & Rohde (1992), Lüders & Lück (1976), Ohling (1963), Rast (1996)