Brunnen

Merkmale, Morphologie, Typologie:

Künstliche Einrichtung zur Gewinnung von Trink-, Tränke-, Lösch- und Brauchwasser; auch Pütt, Sod oder Born genannt (v. a. bei Laufbrunnen). Nach der Herkunft des Wassers lassen sich drei Brunnentypen unterscheiden:

  1. Grundwasserbrunnen, bei denen Wasser aus wasserführenden Bodenschichten gewonnen wird. Während heute verschiedene Verfahren in Gebrauch sind, kannte man früher nur den Schachtbrunnen, dessen Wandung aus verschiedenem Material bestehen konn­te (Holzbohlen, Feld- und Ziegelsteine, Fässer, Torfsoden, Flechtwerk oder ausgehöhlte Baumstämme). Nach Art der Förderung gliedert man Schachtbrunnen in
  • Zieh- oder Galgenbrunnen, bei denen ein Eimer an einem schwenkbaren Balken befestigt ist,
  • Schöpf- oder Hebebrunnen, deren Eimer an einem Seil über eine Rolle oder über eine Haspel mit Kurbel hinabgelassen wird, und
  • Pump- oder Schuckebrunnen, bei denen das Wasser mit Schwengelpumpen (auch Schucken oder Zucken) gehoben wird.

  1. Permanent Wasser fördernde Laufbrunnen, bei denen ständig Wasser aus Quellen, aus höher gelegenen Gewässern oder aus Flüssen über Wasserkünste in Röhren herbeigeführt wird. Früheste Laufbrunnen heißen regional Röhren-, Wasser- oder Pipenpfosten bzw. Pipenbome, später kamen sie v. a. als Marktbrunnen zum Einsatz.
  2. Zisternenbrunnen, in denen Regenwasser gesammelt und mit Pumpen, Eimern o. ä. nach oben befördert wird; früher z. B. auf Burgen gebräuchlich.

Ziehbrunnen in Varbitz, Ldkr. Uelzen (Foto: Christian Wiegand)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Brunnen mit Bornwippe in Nordburg, Ldkr. Celle (Foto: Florian Friedrich)

 
 

Forstmeister Michaelis Brunnen von 1920 an der L 560, Ldkr. Göttingen (Foto: Florian Friedrich)

 
 
 

Kulturgeschichte:

Brunnen sind Zeugen der Besiedlungs- und Technikgeschichte. Sie wurden in Deutschland bereits Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. angelegt, der älteste niedersächsische ist ein 2000jähriger Holzkastenbrunnen bei Algermissen, Ldkr. Hildesheim. Die Entwicklung der Hebevorrichtungen beim Grundwasserbrunnen verlief vom per Hand be­dienten Eimer über Ziehbrunnen zu Schöpf- oder Hebebrunnen, bis im 18. Jahrhundert Pump- oder Schuckebrunnen aufkamen, zunächst aus Holz, dann aus Gußeisen. Laufbrunnen sind seit dem 13. Jh. verstärkt entstanden. Eine immer prunkvollere Gestaltung erhielten sie als Marktbrunnen in den Stadtzentren, denen sich seit dem 15. und 16. Jh. frisches Wasser in Wasserkünsten zuleiten ließ. Zisternenbrunnen entstanden in Gebieten mit ungünstiger Grund- und Oberflächenwasserqualität.

Vorkommen / Verbreitung:

Grundwasserbrunnen waren und sind weit verbreitet in Gebieten mit hoch anstehendem Grundwasser, v. a. im mittleren und nördlichen Niedersachsen. Laufbrunnen waren in Niedersachsen zunächst auf das Hügelland beschränkt, hielten mit Erfindung der Wasserkünste auch in den Städten des übrigen Landes Einzug (z. B. Hildesheim, Celle, Einbeck, Braunschweig, Hannover, Hameln, Lüneburg). Zisternenbrunnen entstanden v. a. in Gebieten mit versalztem oder anmoorigem Grundwasser.

Erfassung / Gesetzlicher Schutz:

Historische Brunnen im ländlichen Raum werden von den Denkmalbehörden nur in Einzelfällen erfasst und sollten daher dem NHB gemeldet werden.

Literaturtipps:

Grewe (1991), Veh & Rapsch (1998)