Gewerbegebiet bedroht Allee des Monats November 2022, die historische Eichenallee in Stelle

Die historische Eichenallee des ehemaligen Ritterguts Fachenfelde in Stelle im Landkreis Harburg ist bedroht, weil das Wurzelwerk der rund 250 Jahre alten Bäume schwer geschädigt wurde.

Das Rittergut wurde 1427 erstmals erwähnt und ist sicherlich älter. „Heute ist zwischen dem Rangierbahnhof Maschen, dem Gewerbegebiet der Gemeinde Stelle und dem landschaftlich schönen Junkernfeld fast nichts mehr von dem einstigen Rittergut erkennbar“, stellt der Museumsdirektor des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Stefan Zimmermann, fest. Es lag auf einer Geestinsel im Urstromtal der Elbe bei Stelle im Landkreis Harburg. Umgeben von Marsch, Moor und Sumpf war es nur über einen ein Kilometer langen Weg erreichbar, der, auf einem Damm geführt, vom alten Fernweg bzw. der Heerstraße zwischen Harburg und Lüneburg abzweigte. Der Damm wurde um 1780 an beiden Seiten mit einer Reihe von Eichen bepflanzt – die heute noch vollständige Allee von gesunden Bäumen. Seit 1935 steht sie unter Landschaftsschutz. 1966 kaufte die Deutsche Bahn das Gelände, um es vor allem für den Bau des Rangierbahnhofs Maschen zu nutzen. Auf dem ehemaligen Hofplatz wies die Gemeinde Stelle 1970 ein Gewerbegebiet aus. Durch die Ansiedlung von Betrieben wurden fast alle Gebäude des Gutes entfernt und eine neue Zuwegung gebaut. Seitdem ist die Allee für Kraftfahrzeuge gesperrt.

Vor wenigen Jahren baute ein Gerüstbaubetrieb ein Lager direkt an der Allee. Nur ein Meter entfernt von 17 der geschützten Eichen wurde ein hoher Stahlzaun errichtet, wobei die Wurzeln der Bäume beschädigt wurden. Gleich hinter dem Zaun ist die Lagerfläche versiegelt. Hier lagern bis zu fünf Meter hohe Stapel von stählernen Gerüstbauteilen, die auf den Wurzeln lasten. Kurz nach dem Bau starben alle Äste der Eichen, die in das Betriebsgelände ragten, ab und wurden entnommen. 2022 starb eine der 17 Eichen ab. Etliche der Eichen tragen in diesem Jahr wesentlich mehr Totholz als noch vergangenes Jahr.

Bereits 2019 gab die Naturschutzbehörde den Hinweis auf den bedrohlichen Zustand, doch es erfolgten keine Maßnahmen zum weiteren Schutz der Allee. Verhandlungen mit der Gemeinde, Begehungen mit Naturschutzverbänden, Vertretern des Gemeinderates und der Naturschutzbehörde blieben erfolglos. Die Presse berichtete bereits über den „halbherzigen Naturschutz“. So bleibt nur zu hoffen, dass die alte Allee als Kulturgut und historisches Denkmal trotz weiterer Bebauung erhalten werden kann.

Nachdem die Fortsetzung des Alleenprojekts am 1. Oktober 2022 startete, wird die beliebte Reihe der Allee des Monats nun wieder unter neuer Leitung regelmäßig fortgeführt. Auch die Alleendatenbank unter https://alleen-niedersachsen.de/start wird im Rahmen des neuen Projektes „Klimafreundlich durch Alleen“ zusammen mit den Alleepatenschaften weiter ausgebaut. Das neue Projekt beschäftigt sich mit dem Konfliktpotenzial zwischen Radwegeausbau und Alleenerhaltung. Im Rahmen dessen arbeiten wir mit allen beteiligten Akteuren zusammen auf mögliche Lösungsansätze hin.

Fotos: E. Wendt