Auf den Spuren der Vergangenheit durch die Allee des Monats Oktober 2021

Wenn sich ihre Blätter im Herbst verfärben, dann ist die Blutbuchen-Allee im Stadtpark Langenhagen besonders sehenswert. Auf circa 300 Metern lädt die mehr als 100 Jahre alte Allee auf dem ehemaligen Parkgelände der 1862 gegründeten Heil- und Pflegeanstalt zu erholsamen Spaziergängen unter ihrem Kronendach ein. Zusammen mit dem umliegenden Wald, den Grünflächen des heutigen Stadtparks, sowie weiteren Alleen bilden sie ein anerkanntes Gartendenkmal.

Bevor die Alleen Einzug in die freie Landschaft erhielten, waren sie vor allem ein beliebtes und häufig verwendetes Gestaltungselement in Park- und Gartenanlagen. Daher findet man unter ihnen auch heute einige der ältesten und eindrucksvollsten Alleen. Auch bei der Buchen-Allee in Langenhagen handelt es sich um eine historische Allee. Das mag den Betrachter an mancher Stelle verwundern, steht er doch vor einem Schild, das die historische Allee auszeichnet und sieht Bäume die nicht über 100, sondern kaum mehr als 10 Jahre alt sind.

Was macht eine Allee also zu einer historischen Allee? Sind es die einzelnen Bäume, die schon seit Hundert(en) von Jahren die Allee bilden oder die Tatsache an sich, dass an dieser Stelle schon vor Hundert(en) von Jahren eine Allee geplant und gepflanzt wurde? Es gibt Alleen auf die beides zutrifft, wie Niedersachsens älteste, heute noch erhaltene Allee im Berggarten Herrenhausen, die aus 300-jährigen Holländischen Linden besteht. Die Herzogin-Eleonore-Allee in Celle wurde sogar noch 30 Jahre zuvor angelegt, ihre Bäume sind heute jedoch vergleichsweise jung, da sie 1951 bis 1953 komplett erneuert wurde. Auch sie ist eine historische Allee.

Die Pflege und der Erhalt von historischen Alleen stellen die Verantwortlichen immer wieder vor Herausforderungen, denn sie müssen dem Kultur- und Naturschutz ebenso wie der Verkehrssicherungspflicht gerecht werden. Am Eingang der Blutbuchen-Allee im Stadtpark Langenhagen empfängt die Spazierenden daher eine Tafel, die sie zum einen als historische Allee erkennbar macht und zum anderen auf mögliche Gefahren wie Astabbrüche hinweist, denn die Allee besteht in weiten Teilen noch aus dem alten Baumbestand, teilweise aber auch aus neugepflanzten Alleebäumen. Die Allee wird abschnittsweise dort nachgepflanzt, wo es wegen abgängiger Bäume notwendig ist und erhalten, wo es möglich ist. Einige der alten Bäume sind mittlerweile nur noch als Totholz vorhanden. Sie werden dann nicht entnommen, wenn sie beispielsweise von Fledermäusen oder anderen Tierarten bewohnt sind. Dadurch entsteht eine Allee aus Bäumen unterschiedlicher Altersklassen, einem heterogenen Habitus und Erscheinungsbild, das anders ist, als wir es von vielen Alleen gewohnt sind und eine ganz eigene Schönheit besitzt. Dadurch werden alte Bäume mit einem hohen naturschutzfachlichen Wert erhalten, während die Allee durch Neupflanzungen trotzdem bestehen bleibt. Beim Schutz und Erhalt von historischen Alleen gibt es demnach unterschiedliche Wege; welcher gewählt wird, bedarf einer individuellen Entscheidung.

Fotos: Ansgar Hoppe; Julia Rex