Die Lindenallee entlang der Grünewaldstraße in Braunschweig wird diesen Monat zur Allee des Monats gekürt, doch ihre Zukunft ist ungewiss. Die Deutsche Bahn plant, den Bahnübergang an der Grünewaldstraße zu erneuern, was massive bauliche Eingriffe nach sich ziehen könnte. Diese Pläne bedrohen nicht nur das Erscheinungsbild der Allee, sondern auch ihre ökologische Funktion als Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Die Allee besteht aus einer Reihe Silber-, Krim- und Holländischen Linden, die zwischen 30 und 90 Jahren alt sind und sich zwischen dem Bahnübergang und der Liebermannstraße/ Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld erstreckt. Das ehemalige Luftflottenkommando genießt Ensembleschutz. Leider ist die Allee aktuell nicht mit in diesen Schutz eingeschlossen, denn, zusammen mit den Buchen auf der gegenüberliegenden Seite, die auf dem Gelände des ehemaligen Luftflottenkommandos stehen, bilden sie über dem Radweg und dem historischen Kopfsteinpflaster ein geschlossenes Kronendach. Dieser grüne Korridor dient als wertvoller Nahrungs- und Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie die Bekassine, den Raubwürger und das Braunkehlchen sowie Kleinsäuger. Darüber hinaus fungiert die Allee als geschützter Korridor für Fledermäuse, die die Bäume zur Orientierung nutzen. Zudem stellt sie eine wichtige Verbindung zwischen den grünen Flächen des angrenzenden „Nußbergareales“ und dem Naturschutzgebiet „Riddagshausen“ dar, wodurch die Biodiversität in der Region gefördert wird.
Zusätzlich zu den ökologischen Aspekten spielt die Allee eine wichtige Rolle für die Naherholung der Braunschweiger Bürger und als Schulweg für hunderte Kinder und Jugendliche, die täglich diesen geschützten Weg nutzen. Die ursprünglich geplanten Bauprojekte sahen vor, den Bahnübergang entweder durch eine Über- oder eine Unterführung zu erneuern. Der Bau eines 235 m langen Betontroges mit bis zu 5,10 m hohen Seitenwänden könnte nach aktuellen Angaben bis zu 10 Jahre in Anspruch nehmen, was eine erhebliche Beeinträchtigung für die Anwohner und die Natur bedeuten würde. Zudem müsste ein Teil des historischen Pflastersteinweges sowie die komplette Baumreihe im öffentlichen Raum entfernt werden. Diese tiefgreifenden Veränderungen gefährden nicht nur das Erscheinungsbild der Allee, sondern auch den Bestand vieler alter Bäume in den angrenzenden privaten Gärten, die durch die Veränderung des Grundwasserspiegels nach und nach absterben könnten.
Es wurden jedoch auch Alternativen geprüft, die weniger invasive Eingriffe erfordern und eine kürzere Bauzeit versprechen. Dazu zählt eine „Nulllösung“, bei der der bestehende Bahnübergang beibehalten, aber durch erneuerte Schranken und kürzere Schließzeiten optimiert wird. Diese Ansätze könnten sowohl den Schutz der Allee als auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleisten.
Fotos: Heiderose Wanzelius, Dr. Michael Strohbach, Archiv