Allee des Monats Januar 2025: Hexenholz im Kurpark Bad Nenndorf

[…] „In sein vergehendes Herz war ein Bucheckerlein gesunken. Diesem Sämlein gab der Riese seine ganze Kraft, die Wildheit seines Lebens, die Vollkommenheit seines Wuchses und seine herrliche Einsamkeit. Aus dem Sämlein wurde die erste Süntelbuche.“ – Bernhard Flemes, Hameln 1934

Die Süntel-Buche (Fagus sylvatica var. suentelensis) ist eine seltene Mutation der Rot-Buche. Markant sind der zumeist kurze und drehwüchsige Stamm sowie die bis zum Boden in Zickzack-Form wachsenden Äste. Die ungewöhnliche Wuchsform verleiht den Bäumen ein untypisches Aussehen und hat ihnen u.a. die Bezeichnungen Hexen- oder Teufelsholz eingebracht. Man erzählte sich damals, dass sie ausschließlich aus den Bucheckern von Hexenbesen entstehen würden. Die Süntel-Buche war früher natürlich in der Deister – Süntel-Region verbreitet. Da sie aufgrund ihrer einzigartigen Form schwer zu verarbeiten oder stapeln waren, mangelte es an wirtschaftlichem Interesse. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden daher die letzten Wildvorkommen gerodet.

Der größte geschlossene Bestand alter Süntel-Buchen in Deutschland befindet sich heute im Kurpark in Bad Nenndorf des Landkreises Schaumburg. Dort pflanzte vor über 100 Jahren der Gehölzkundler Carl Thon eine Allee aus den Sämlingen der Bucheckern der imposanten Tilly-Buche. Aus den 30 angepflanzten Sämlingen entstanden durch Wurzelaustrieb und Absenker bald mehr als 100 Bäume auf 250 m Länge. Da sie nicht so alt wie die Rot-Buche und wegen ihrer breiten Wuchsform schneller morsch werden, wurden im Kurpark aufwendige Pflegemaßnahmen vorgenommen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.

Besonders jetzt im Januar, wenn grauer Nebel die kahlen Äste umhüllt, zeigen sich die Süntel-Buchen in ihrer vollen Pracht und mythischen Schönheit.

Fotos: Rolf Fischer und Ansgar Hoppe